Leistungssport mit Pfeil und Bogen

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Bogensportfreunde Attendorn-Ennest
Nils Winkelmeyer
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Ein Besuch bei den Bogensportfreunden Attendorn-Ennest

Gleich mehrfach sind Nils und sein jüngerer Bruder Lukas (30) schon Deutsche Meister geworden, unter anderem mit der Bundesliga-Mannschaft des Sherwood BSC Herne. „In der Bundesliga bin ich aber kein Stammschütze mehr“, erzählt der Hansestädter. Der Manager im Vertrieb bei Kirchhoff-Automotive hilft noch in der 2. Mannschaft von Herne aus.

Der in Dortmund wohnende Lukas schießt weiter in der höchsten deutschen Liga. „Beim Bogenschießen kann ich nach dem stressigen Job gut abschalten, gerade draußen“, beschreibt Nils Winkelmeyer die Vorzüge seines Lieblingssports, zu dem der Attendorner erst im zweiten Anlauf gekommen ist. Nach einer Verletzung konnte der damals Elfjährige nicht mehr für die SG Dünschede-Helden Fußball spielen. Die Alternative war das Bogenschießen bei den Bogensportfreunden Attendorn- Ennest. Vater Martin Winkelmeyer brachte seine beiden Söhne regelmäßig zum Training. „Dann hat er gesagt: Wenn ich schon mal hier bin, will auch selber schießen“, lacht der 32-jährige Junior. Inzwischen ist Martin Winkelmeyer Vorsitzender der Bogensportfreunde, Sohn Nils Sportwart und Lizenztrainer.

Leistungssport mit Pfeil und Bogen - region-biggeseeNils Winkelmeyer (rechts), hier mit dem Deutschen Jugendmeister Sirko Stottmeyer aus Olpe, ist beruflich viel in Asien unterwegs. Auch in Südkorea, wo die weltbesten Bogensportler zu Hause sind. Einen Bogen hat der 32-jährige Attendorner dort aber noch nie in die Hände genommen. Dabei ist der Zwei-Meter-Mann leiden- schaftlicher Bogensportler und mit diesem Sportgerät auchziemlich erfolgreich.

An die ersten Jahre des seit 1988 bestehenden Vereins kann sich Peter Kleine noch gut erinnern. Der 59-Jährige aus Olpe-Dahl gehört zu den Gründungsmitgliedern und fährt nach einer längeren Auszeit wieder „ein bis zwei Mal die Woche“ zu den Trainingsstunden nach Attendorn, die im Winter in der Rundturnhalle stattfinden.

„Angefangen haben wir im Sägewerk Reuber. Danach waren wir auf dem Holzweg in Ennest“, blickt Peter Kleine zurück. Die vorletzte Station war ein Grundstück unterhalb der Kleingartenanlage Heiderbaum, gegenüber dem Industriegebiet Biggen. Optimal war das Gelände nicht. „Wir durften nichts verändern“, berichtet der Olper. „Und nichts hinzubauen“, ergänzt Nils Winkelmeyer. Seit dem Umzug der Bogensportfreunde vor einigen Jahren an die Gutenbergstraße ganz in der Nähe des Industriegebietes Ennest hat sich die Situation wesentlich verbessert. „Wir fühlen uns hier sehr wohl und brauchen uns hinter den großen Vereinen aus dem Ruhrgebiet nicht zu verstecken“, freut sich Sportwart  Nils  Winkelmeyer über die „super“ Bedingungen. Das Vereinsheim mit Toilettenanlage, einer Küche und einem Mehrzweckraum haben die rund 80 Vereinsmitglieder im Alter von zehn bis 80 Jahren selbst gebaut.

„Nachwuchsprobleme haben wir nicht“, sagt Nils Winkelmeyer. Zu den hoffnungsvollen Talenten gehört Jakob Funke. Beim Besuch des Heimatliebe-Magazins in der Rundturnhalle packte auch der zweifache Deutsche Jugendmeister Sirko Stottmeyer seinen Bogen aus. So ein Hochleistungs-Sportgerät aus Aluminium hat keine Ähnlichkeit mehr mit einem selbstgemachten Bogen, mit dem wir früher Cowboy und Indianer gespielt haben, und kann schon ein paar Tausend Euro kosten. Hochwertige Pfeile aus Carbon bringen es auf 50 bis 60 Euro pro Stück. So teuer muss es nicht sein: Ein normaler Bogen ist für 300 bis 400 Euro zu haben. Für Anfänger bietet der Verein regelmäßige Grundkurse an und stellt dabei vereinseigene Sportgeräte zur Verfügung.

Sirko Stottmeyer ist mit seiner Mutter Daniela nach Attendorn gekommen. Sie fährt den 16-Jährigen „drei bis vier Mal die Woche zum Training“. Die Familie ist von Niedersachen ins Sauerland gezogen. Für den TSV Helmstedt war Sirko sehr erfolgreich und wurde u.a. 2014 in Hamburg Deutscher Meister in der U14. „Es gab zwei Vereine zur Auswahl. In Attendorn habe ich die besten Rahmenbedingungen. Hier wird Leistungssport betrieben“, begründet der Schüler am Olper Franziskus-Gymnasium seinen sportlichen Wechsel in die Hansestadt. Bei den Bogensportfreunden Attendorn-Ennest will sich Sirko Stottmeyer wieder für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren.

Für den Verein von Martin und Nils Winkelmeyer spricht auch, dass sich die Anlage der Bogensportfreunde seit 2017 westfälischer Landesleistungs-Stützpunkt im Bezirk Süd-Westfalen nennen darf. Zudem werden hier regelmäßig Bezirksmeisterschaften durchgeführt. Die Freiluftsaison dauert von April bis September, danach geht es in die Halle. Für wenige Tage rückte der Bogensport 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio in den Mittelpunkt. Dort holte Lisa  Unruh mit dem Recurvebogen über die Distanz von 70 Metern Silber und damit die erste deutsche Bogenschieß-Medaille in einem olympischen Einzelwettbewerb. „Wir sind und bleiben  aber  eine  Randsportart“,  weiß Nils Winkelmeyer.

Sicherheit wird beim Bogenschießen großgeschrieben. Und passiert ist bei den Bogensportfreunden Attendorn-Ennest noch nie etwas. Auch beim Besuch unseres Reporters in der Rundturnhalle gingen die Sportler in der Rundturnhalle erst dann die 18 Meter zur Zielscheibe mit 40 Zentimeter Durchmesser, als auch der letzte Schütze seinen Pfeil abgeschossen hatte. Das wird im Verein draußen von einem Schießleiter und bei Wettkämpfen von einem Kampfrichter überwacht. Für Peter Kleine ist das Bogenschießen „reine Entspannung“. „Damit kriege ich meinen inneren Schweinehund weg“, schmunzelt das 59-Jährige Gründungsmitglied aus Olpe- Dahl. Auch Aktive aus Wenden und Bad Laasphe sind im Verein. Neben den Bogensportfreunden Attendorn-Ennest gibt es im Kreis Olpe Bogensportabteilungen beim Schützenverein St. Sebastianus Olpe und seit 2015 auch beim TuS 08 Bilstein.

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