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Von Rita Maurer

Züschen. Es ist still geworden um die Windkraftpläne der Firma Juwi zwischen Liesen und Züschen. Doch das heißt nicht, dass sie vom Tisch sind – oder dass die Bürgerinitiative „Verein für Natur und Umweltschutz Nuhnetal eV“ aus Züschen in den letzten Monaten untätig war. Der Vereinsvorstand traf sich jetzt mit dem Windpark-Projektleiter, um sich über den aktuellen Stand der Planungen zu informieren.

"Es tut mir leid für Sie: Wir wollen in Hallenberg einen Windpark bauen!" - winterberg, region, region-wi-me-ha, hallenberg
An diesen Stellen sollen in etwa nach derzeitigem Stand Windräder gebaut werden.           Grafik: Google Maps/Rita Maurer

Juwi ist demnach weiterhin entschlossen, die Windräder im Bereich der Berge Wacht, Schling und Steinschab auf Lieser Gebiet nahe der Grenze zu Züschen zu bauen. Im kommenden Jahr soll die Baugenehmigung beantragt werden, 95 Prozent der erforderlichen Grundstücke seien vorhanden. Angedacht sind laut Angaben des Projektleiters derzeit vier Windkraftanlagen des Typs GE 5.3 oder Vestas V150. Ende August war bei einem Gespräch mit der Stadt Hallenberg noch von fünf Anlagen die Rede. Zwei Windräder sollen eine Gesamthöhe incl. Rotorflügeln von 240 Metern haben, zwei weitere eine Höhe von 200 Metern. Ursprünglich seien neun Anlagen geplant worden. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch daran, dass die dafür erforderlichen Grundstücke der Stadt Hallenberg gehören und diese nicht zum Verkauf oder zur Verpachtung bereit war.

Schall wird in Züschen zu hören sein

Die Windräder werden rund 900 Meter vom Ort Züschen und 550 Meter von Außenbebauungen entfernt sein. Interne Gutachten zur Schallberechnung hätten ergeben, dass die Schlag- und Motorgeräusche in Züschen je nach Windrichtung mit einer Lautstärke zwischen 35 und 45 Dezibel zu hören sein werden. Bei Westwind könnten auch Liesen und Hesborn betroffen sein. Zum Vergleich: Ein in normaler Lautstärke geführtes Gespräch verursacht ca. 40 Dezibel. Das Hörlabor der HTW Berlin stuft Geräusche ab diesem Pegel als Konzentrationsstörung und Belästigung ein.

Der Projektleiter erläuterte weiter, dass ein von Juwi beauftragtes Gutachterbüro über ein Jahr hinweg windkraftsensible Tierarten wie u.a. Rotmilane, Schwarzstörche, Mäusebussarde oder Fledermäuse beobachtet und dabei keine hinderlichen Vorkommen, Flugbewegungen oder Horste festgestellt habe. Im März 2019 sollen weitere Beobachtungen durchgeführt werden.

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In diesem Bereich könnten Windkraftanlagen entstehen.                                                                     Foto: Rita Maurer

Woher die Zuwegung in der Bauphase verlaufen soll, wurde nur vage angedeutet. Es gebe dafür zwei Möglichkeiten, so der Projektleiter. Die Baustraßen müssten auf mindestens 4,50 Meter Breite ausgebaut und Kurvenradien so angepasst werden, dass bis zu 70 Meter lange Schwertransporte passieren könnten. Allein während der Fundamenterstellung würden 120 LKW pro Windrad im Einsatz sein. Der erzeugte Strom könne in der Nähe des Franzosenkreuzes eingespeist werden, so dass nur einige hundert Meter Erdkabel verlegt werden müssten. Dies sei einer der Aspekte, der die Lage für Juwi so interessant mache.

Juwi rechnet mit Klageweg

Juwi kalkuliert ein, dass die Stadt Hallenberg, der Hochsauerlandkreis und das Verwaltungsgericht Arnsberg den Bau des Windparks und der erforderlichen Wege nicht genehmigen werden, weil u.a. die Flächen als Landschaftsschutzgebiet gelten. Man stelle sich daher auf einen Klageweg bis hin zum Oberverwaltungsgericht in Münster ein. Dass die Flächen als Landschaftsschutzgebiet gelten und die Länderöffnungsklausel die Mindestabstände von Windkraftanlagen neu regeln soll, sei kein Hinderungsgrund. Im Schnitt würden 10 bis 20 Prozent der geplanten Windparks tatsächlich realisiert, erklärte der Juwi-Projektleiter: „Für uns ist klar: Wir wollen in Hallenberg einen Windpark bauen, so leid es mir für Sie auch tut.“

Bürgerinitiative ist entsetzt und zweifelt einige Aussagen an

Der Vorstand der Bürgerinitiative zeigte sich nach der Präsentation entsetzt über die Dimension der geplanten Anlagen und die damit verbundenen Eingriffe in die Natur. Weiter wurden die Richtigkeit mehrerer Aussagen wie z.B. zur Lärmbelästigung, zu den rechtlichen Hintergründen oder den Ergebnissen des Artenschutz-Gutachtens in Frage gestellt. Angaben zu Schlagschatten und Infraschall, die ebenfalls die Lebensqualität beeinträchtigen könnten, seien gar nicht gemacht worden.

Der erste Vorsitzende Achim Lücke kündigte an, dass der Verein prüfen werde, ob in einem Landschaftsschutzgebiet solche gigantischen Anlagen gebaut werden können und ob die Ausführungen über Flora und Fauna den Tatsachen entsprechen: „Es wurde ständig über den Bau der Anlagen, über Pflanzen und Tiere gesprochen, aber der Mensch kam in den Ausführungen kaum vor. Fragen, wie Juwi zur massiven Beeinträchtigung der Bevölkerung in der unmittelbarer Nähe der geplanten Windrädern steht, wurden nicht beantwortet. Wir werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, diese Monsteranlagen auf dem Rothaarkamm zu verhindern.“

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