Drei Attendorner und ein Siegerländer auf großer Tour

Das Sauerland als Trainingslager für die Alpen

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Heimatliebe - Alpenüberquerung
Start in Garmisch-Partenkirchen bei Dauerregen am 01. September 2017 Von links: Joachim Hafer, Alexander Henze, Peter Langer und Markus Harnischmacher
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Drei Sauerländer und ein Siegerländer, die auf Mountainbikes in acht Tagen die Alpen von Garmisch-Partenkirchen bis zum Gardasee überqueren wollen. Kann das gut gehen? Zu Beginn unserer Geschichte über dieses ambitionierte sportliche Abenteuer sei verraten: Es ist gut gegangen!

Beim ersten Treffen im November 2016 waren sie noch zu acht. Am Ende blieben die drei Attendorner Markus Harnischmacher, Alexander Henze, Peter Langer und der Siegener Joachim Hafer übrig. Bäckermeister Hafer, mit 55 Jahren der „Senior“ des Quartetts, brachte viel Erfahrung mit ins Team und war schon fünf Mal auf zwei Rädern in den Alpen unterwegs gewesen.

„Das Sauerland war unser Trainingslager für die Alpen. Hier kann man sich super vorbereiten“, schwärmt Alexander Henze von den „tollen Möglichkeiten in der Heimat“. Ab Frühjahr 2017 wurde es ernst. Drei bis vier Mal pro Woche ging es für die Vier mit dem Rad in die heimischen Berge und Wälder: zum Beispiel über den Veischeder Sonnenpfad, hinauf zum Oberbecken des Pumpspeicherwerks Rönkhausen-Glinge oder Richtung Winterberg. „Ich habe dabei Orte kennengelernt, die ich vorher gar nicht kannte“, lacht Henze.

Das „Unternehmen Alpenüberquerung“ mit acht Etappen auf der sogenannten Albrecht-Route war akribisch vorbereitet und geplant. Die Unterkünfte für die sieben Übernachtungen wurden vorgebucht. In der Packliste ist vom Funktions-Unterhemd bis zu den Kontaktlinsen alles aufgeführt, was das Quartett auf der Strecke von Garmisch-Partenkirchen bis nach Torbole am Gardasee benötigen könnte. Die Rucksäcke mit sieben Kilogramm Gepäck pro Mann waren nur zu Beginn Gewöhnungssache. „Hinterher haben wir die gar nicht mehr gemerkt“, sagt Markus Harnischmacher.

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Gute Laune trotz Kälte und Regen am Ziel der 2. Etappe in St. Anton.

Der Startschuss für die Vier-Länder-Tour folgte am 1. September. Zum Einrollen ging es von Garmisch-Partenkirchen nach Biberwier. Die beiden nächsten Tage sollte das Wetter die Hauptrolle spielen. Erst Regen bei ungemütlichen vier bis fünf Grad und dann auch noch Schnee auf der Passhöhe. „Wir hatten unsere Schneeschuhe vergessen“, kann Joachim Hafer über den plötzlichen Wintereinbruch schon wieder lachen. An die ursprüngliche Strecke über Ischgl war nicht mehr zu denken, neue Quartiere und Touren mussten gesucht werden. Auf der Alpensüdseite besserte sich das Wetter. „In der Schweiz war alles wieder gut“, berichtet Alexander Henze.

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Blick auf die Serpentinen, die vom Lago di Cancano nach Pendenosso, Italien, führen.

Per GPS fuhr die von Joachim Hafer angeführte Gruppe sicher durch die Berge. Pro Tag wurden 60 bis 80 Kilometer zurückgelegt, mit bis zu 2.000 Höhenmetern. Zwischendurch konnten die Radfahrer auch eine fast 20 Kilometer lange Abfahrt in einer Umgebung genießen, die wie „Heidi‘s Alm“ aussah.

Täglich verbrannten die drei Attendorner und der Siegener je stolze 4.000 Kilokalorien. Nach einem ausgiebigen Frühstück gegen 7 Uhr – danach wurden die Räder gründlich inspiziert – sah der Speiseplan viele Bananen, Energieriegel und Nudelgerichte vor. Die drei Berliner Polizisten, die unser Quartett aus Südwestfalen wie einige andere Gruppen unterwegs immer wieder traf, bevorzugten stattdessen Herzhaftes wie Knackwürste, denn da sei auch alles drin.

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Alex Henze freut sich sichtlich über das Erreichen der 2.139 Meter hoch gelegenen Alp Astras Tamangur.

Die Hotels, Gasthöfe oder Pensionen an der Strecke waren fast alle auf Radtourismus eingestellt. Zudem hatten die vier Glück, dass überall ihre Wäsche gewaschen wurde. „Die Leute waren überall total hilfsbereit“, betont Joachim Hafer. So fanden Hafer und Co. auch nahe dem 1.900 Meter hoch gelegenen schweizerischen Lü noch ein Quartier, obwohl die fünf Zimmer des einzigen Gasthofs im 60-Einwohner-Ort schon belegt waren, aber die Inhaber bei der Suche nach einer anderen Unterkunft halfen. An die liebenswerten Wirtsleute – sie eine Schweizerin, er ein Portugiese – erinnern sich die Südwestfalen gerne.

Trotz der anstrengenden Fahrt zum Teil über Geröll und Wurzeln blieb die Gruppe von ernsthaften Blessuren verschont, passierten nur zwei kleinere Stürze. Auch das Flickzeug musste nicht ausgepackt werden. Als Alex Henze wieder zu Hause war, fing er sich dagegen auf dem Weg ins Büro in kürzester Zeit gleich zwei Plattfüße ein.

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Nach 14 Kilometern bergauf, die mit bis zu 14 %igen Rampen gespickt waren, auf dem Passo del Mortirolo (1.852 Meter). Begleitet wurde die Gruppe auf dieser Etappe von der „Zufallsbekanntschaft“ Dirk aus Schwelm.

Alle vier sind sich einig: Das soll nicht die letzte Alpenüberquerung gewesen sein. „Für den Alltag hat das viel Schwung gegeben“, sagt Markus Harnischmacher, der in sechs Monaten davor immerhin acht Kilogramm abgenommen hat. „Das macht Lust auf mehr“, erzählt Peter Langer. Und dann schauen sich die drei Sauerländer und der Siegerländer noch einmal die vielen eindrucksvollen Fotos an, die sie von ihrer gemeinsamen Vier-Länder-Tour durch Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien gemacht haben.

Die nächste Alpenüberquerung kann kommen. Aber frühestens wohl im übernächsten Jahr.

von Martin Droste [Text] Fotos [privat]

Drei Attendorner und ein Siegerländer auf großer Tour - attendornDieser Artikel wurde zuerst in der Print-Ausgabe unseres HEIMATLIEBE-MAGAZINs veröffentlicht.

 

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