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Unglaublich, aber wahr: Der Hünsborner Bernd Schrage war vor 50 Jahren Schülernationalspieler / bis heute der Einzige aus dem Kreis Olpe / Länderspiel vor 70.000 Zuschauern in Berlin gegen England / spektakulärer Pokalsieg 1973 gegen FC Köln mit Jahrhunderttor von Günter Netzer / unvergessliche Europacup-Abende

Alles richtig gemacht: "Jumbos" Jubiläum - wenden
Bernd Schrage mit Ehefrau Barbara

Es ist bekannt, dass das Fußball-Herz des Kreises Olpe im Wendener Land schlägt, mit Auswirkungen ins benachbarte Siegerland. Hier wurde Fußballgeschichte geschrieben. Die Rede ist von Bernd Schrage.

Dieser wurde 1971 mit Borussia Mönchengladbach deutscher Meister, ohne ein einziges Spiel auf dem Bökelberg zu machen. Deutscher Meister von der Ersatzbank und heute Meister im Ruhestand.

Er ist der einzige Schülernationalspieler, den es im heimischen Zirkel bis heute gegeben hat. „Im Nachhinein habe ich es richtig gemacht, als Amateur zu spielen und mich auf meinem Beruf zu konzentrieren. Der VfL Klafeld-Geisweid gab mir die Möglichkeit, bei den Stahlwerken Südwestfalen, wo ich gelernt hatte, wieder beruflich Fuß zu fassen“, erinnert sich Bernd Schrage.

Mit 30 Jahren beendete er seine leistungssportliche Laufbahn im bezahlten Fußball. „Ich habe mit zehn Jahren täglich trainiert und stand mit fünfzehn Jahren in der Schülernationalmannschaft; das forderte seinen Tribut.“

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Bernd Schrage mit der Fotomonatage von 1973

Beim Siegerländer Traditionsverein war es in den 1970er und 1980er-Jahren Usus, dass gute Fußballer einen Arbeitsplatz bekamen. „Auch hier musste Leistung erbracht werden, dass war man seinen Kollegen schuldig“, stellte der frühere Fußball-Profi fest.

Nach seiner kurzen Episode beim VfL Klafeld-Geisweid wechselte er zum SSV Dillenburg ins benachbarte Hessen. Ein erster richtiger Höhepunkt war die Berufung in die Schülernationalmannschaft. Hier waren Udo Lattek und Detmar Cramer, die früheren Trainer von Bayern München, seine Förderer.

Die beiden Schülerländerspiele gegen England (in Berlin 6:0) vor 70.000 Zuschauern und (in Saarbrücken 1:1) 30.000 begeisterten Fans stehen in seiner Vita ganz vorne. „Es war unglaublich, das Abspielen der Nationalhymne von einer Marschmusikkapelle.“ Der Kapitän jener Mannschaft war ein gewisser Uli Hoeneß. Er war damals schon ein richtiger Anführer, der das offene Wort nicht scheute. Es ist sein Verdienst, dass der FC Bayern München gut da steht und man darf sein soziales Engagement nicht vergessen.“

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Schülernationalmannschaft gegen England: Kapitän Hoeneß, Schrage, Schneider, Weskamp, Graumann, Huhse, Schmidt, Lorens, Behrens, Lösch, Schuster

Sein Heimatverein RW Hünsborn war stolz. Der damalige Vorsitzende Tonis Clemens hatte einen Empfang mit Musik vom Löffelberg zum Vereinslokal organisiert. Doch die Musik fiel aus. Der Grund war: Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer war gestorben und Hünsborn, eine CDU Hochburg, trug Trauer.

Weitere Einsätze in der Nationalmannschaft folgten und 1970 ging es vom Löffelberg zum Bökelberg. Dort waren die Karten klar verteilt. Aber Trainer Hennes Weisweiler ließ glücklicherweise hauptsächlich mit dem Ball arbeiten. „Ein Trainer mit Ecken und Kanten.“ Dennoch hielt Bernd Schrage nicht mit seiner Meinung zurück: „Wenn ich etwas für falsch hielt, habe ich dies auch gesagt.“ „Der Jumbo muss immer das letzte Wort haben“, raunzte Weisweiler.

Gegen Wolfgang Kleff, zu jener Zeit ernsthafter Mitbewerber von Sepp Maier um den Kasten der deutschen Nationalmannschaft, war Bernd Schrage chancenlos. Seine Mitspieler waren die späteren Weltmeister Berti Vogts, Rainer Bonhof und Jupp Heynckes.

Das Pokalendspiel gegen den FC Köln von 1973 hat auch einen festen Platz in seiner Fußballwelt. „Als sich Günther Netzer in der Verlängerung selbst einwechselte, war dies für Trainer Hennes Weisweiler zu viel. Als er noch das Siegtor zum 2:1 Endstand zu Beginn der Verlängerung erzielte, war der „Alte“ zur Salzsäule erstarrt“, erinnert sich Schrage nach fast 40 Jahren an die Momente im Düsseldorfer Rheinstadion.

Aber auch die Europapokalspiele gegen Inter Mailand (7:1), mit dem legendären Büchsenwurf gegen den Mailänder Roberto Boninsegna, oder die Begegnung gegen den FC Liverpool gehören zu seiner Vita. „Die Anfield Road: einfach unvergesslich, für jeden Fußballer eine einmalige Atmosphäre“, erinnert sich Bernd Schrage an die Euro- Spiele mit Borussia Mönchengladbach.

„Eine ganz wichtige Rolle spielte immer meine Ehefrau Barbara. Sie stammt aus einer Olper Fußball-Familie. Ihr Vater, Echen, Volmer, war Anfang der 1970er-Jahre Trainer in Hünsborn und da haben wir uns kennengelernt. Sie hat viel Verständnis für mich aufgebracht“, gab Bernd Schrage zu verstehen.

Der Kontakt zu Borussia Mönchengladbach ist nie abgerissen, denn die Traditionspflege wird am Bökelberg hochgehalten. So war Bernd Schrage auch eingeladen zum Ehemaligen- Treffen jener unvergessenen Gladbacher Mannschaft, die das DFB-Pokalfinale 1973 in Düsseldorf mit 2:1 gegen den 1. FC Köln gewann.

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Hinten: Karl-Heinz Drygalski, Charlie Stock (Masseur), Herbert Wimmer, Dietmar Danner, Henning Jensen, Wolfgang Kleff, Bernd Schrage, Günter Netzer
Vorne: Uli Stielike, Rainer Bonhof, Jupp Heynkes, Berti Vogts, Herbert Laumen, Hartwig Bleidick, Bernd Rupp

„Mensch Jumbo, dass ich dich noch mal sehe, ist doch Klasse“, freute sich Jupp Heynckes, damals schon ein gestandener Nationalspieler, über den Sauerländer. Der Jupp ist Mensch geblieben, trotz seiner vielen Erfolge“, schwärmt Schrage von diesem Abend.

Zum Spielmacher Günter Netzer mit der Nummer zehn hatte Bernd Schrage immer einen guten Draht. Dies wurde auch bei diesem historischen Treffen deutlich. „Na Jumbo, wohnst du immer noch in dem Toskana-Dorf Hünsborn?“ Und „Jumbo“ Schrage antwortet schlagfertig: „Noch immer, Günter, nicht jeder kann in Zürich wohnen …“

von Meinholf Wagner [Text/Fotos]
und Bernd Schrage [Foto Nationalmannschaft]

Alles richtig gemacht: "Jumbos" Jubiläum - wendenDieser Artikel wurde zuerst in der Print-Ausgabe unseres HEIMATLIEBE-MAGAZINs veröffentlicht.

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