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Das Sauerland ist bekannt für seine Vielfalt – nicht nur für die kulinarische und geografische, sondern auch für die sprachliche. Jenseits des heute vorherrschenden Hochdeutschs gibt es unzählige plattdeutsche Dialekte, die es den Sauerländern zu der Zeit, als Plattdeutsch noch Umgangssprache war, ermöglichten, die Bewohner benachbarter Orte anhand ihrer Aussprache zu identifizieren. „Das Plattdeutsche ist einfach ein Stück Heimat“, sagt Jutta Nebeling, die in Drolshagen gemeinsam mit Gertrud Schneider die „Plattdeutsche Runde“ leitet.

Ein Stück Heimat auf Platt - drolshagen
Jutta Nebeling liest den Teilnehmern gern das ein oder andere plattdeutsche Schmankerl vor.

Fast 38 Jahre ist es her, dass Maria Hütte aus Hützemert ein Inserat in der Zeitung schaltete, in dem sie Liebhaber der plattdeutschen Sprache einlud, sich in lockerer Runde in einer Drolshagener Gaststätte zum Austausch auf Dräulzer Platt zu treffen. „Beim ersten Treffen am 23. Juli 1979 saßen Maria Hütte und ihre Freundin Regina Sondermann allerdings allein am Tisch“, weiß Jutta Nebeling. „Sie machten sich aber nichts daraus, tranken ein paar Schnäpschen und gingen wieder nach Hause“, berichtet sie schmunzelnd. An ihrer Idee hielt „Hütten Maria“, wie sie genannt wurde, aber fest – und zwar mit Erfolg: Schnell zählte das plattdeutsche Beisammensein zum festen Programmpunkt im örtlichen Veranstaltungskalender. Die Gründerin der Runde hat im Laufe ihres Lebens unzählige Gedichte und Texte auf Plattdeutsch geschrieben und bekannte Lieder ins Plattdeutsche übertragen. Für ihr Engagement wurde Maria Hütte, die im Jahr 2007 verstarb, unter anderem mit dem „Silbernen Ehrenbecher der Stadt Drolshagen“ ausgezeichnet. Heute richtet der Heimatverein für das Drolshagener Land die „Plattdeutsche Runde“ aus.

Ein Stück Heimat auf Platt - drolshagen
Bis zu 30 Männer und Frauen treffen sich donnerstags
im Heimathaus, um der plattdeutschen Sprache zu frönen.

An jedem ersten Donnerstag im Monat steht das Heimathaus dann ganz im Zeichen des Dräulzer Platts. Bis zu 30 Frauen und Männer nehmen regelmäßig an den zwanglosen Treffen teil, die sich thematisch an Jahreszeiten und Feiertagen orientieren. Im Frühjahr gibt es etwa eine Kostümparty, im Sommer werden Ausflüge und Wanderungen angeboten, im Herbst gibt es einen Abend rund um die Kartoffel und zu Weihnachten findet eine Advents- und Nikolausfeier statt. Eines aber haben alle Veranstaltungen gemein: Es wird Dräulzer Platt gesprochen.

 

„Im Mai richten wir sogar eine Maiandacht in plattdeutscher Mundart aus“, erläutert Jutta Nebeling, die bereits seit den 1980er-Jahren zu den Mitgliedern der „Plattdeutschen Runde“ zählt. Wie vielen anderen Teilnehmern auch ist es ihr wichtig, den Dialekt vor dem Aussterben zu bewahren. „Ich bin mit der plattdeutschen Sprache groß geworden“, berichtet etwa Franz-Günther Stachelscheid. Er sei als Kind mit seinem Vater – einem Drolshagener Metzger – regelmäßig zum Viehmarkt gefahren. „Dort wurde grundsätzlich nur Platt gesprochen“, erinnert sich Stachelscheid. Seit einiger Zeit liefere er nun wieder für die Familienmetzgerei Fleisch- und Wurstwaren an ältere Kunden aus, die selbst nicht mehr ins Geschäft kommen können. „Es ist natürlich toll, dass ich so die Gelegenheit habe, wieder regelmäßig Platt zu sprechen“, fügt er hinzu.

Ein Stück Heimat auf Platt - drolshagen
Im Januar treffen sich die Liebhaber der Plattdeutschen Sprache traditionell zum „Neujahrsduabbeln“

Beim ersten Treffen der Platt-Liebhaber im neuen Jahr stand das traditionelle „Neujahrsduabbeln“ auf dem Programm, bei dem um Wurst, Käse und „Schnalhüsikes“ geknobelt wird. „,Duabbeln‘ ist auch so ein Wort, das man wohl nur im Sauerland kennt“, lacht Jutta Nebeling. Gleiches gilt für die beliebten „Schnalhüsikes“, die andernorts schlicht als Rosinenschnecken bekannt sind. Jeder, der Lust hat, in geselliger Runde Plattdeutsch zu sprechen, sich im Plattdeutschen zu üben oder einfach den plattdeutschen Geschichten und Gedichten zu lauschen, ist herzlich und ganz unverbindlich eingeladen, am ersten Donnerstag im Monat um 19.30 Uhr ins Heimathaus zu kommen.

Weitere Infos unter www.heimatverein-drolshagen.de.

von Silke Clemens [Text/Fotos]

Ein Stück Heimat auf Platt - drolshagenDieser Artikel wurde zuerst in der Print-Ausgabe unseres HEIMATLIEBE-MAGAZINs veröffentlicht.

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