Besuch der „Kombattanten für den Frieden“ – Abiturvorbereitung auf hohem Niveau

Eine außergewöhnliche Informationsveranstaltung über den Nah-Ost Konflikt bot das Gymnasium Sundern dem Abiturjahrgang 2021 (Stufe Q1) am 06.02.2020.

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Eine außergewöhnliche Informationsveranstaltung über den Nah-Ost Konflikt bot das Gymnasium Sundern dem Abiturjahrgang 2021 (Stufe Q1) am 06.02.2020. Das Gymnasium Sundern berichtet bei uns ausführlich über diesen spannenden Tag:
„Eingeladen waren zwei Vertreter der Friedensorganisation „Combatants for Peace“ aus Israel/Palästina: Osama Eliwat aus Palästina und Yair Bunzel aus Israel, der leider kurzfristig wegen eines Trauerfalls im engsten Familienkreis absagen musste. Organisiert wurde die Veranstaltung von Cordula Wallechner, OStR‘ (Deutsch/Kath. Religion), die auf einer gemeinsamen Studienreise ins Heilige Land mit Prof. Dr. Msgr. Konrad Schmidt die Vereinigung kennenlernte. „Als ich hörte, dass Yair und Osama nach Deutschland kommen und Veranstaltungen an verschiedenen Orten und für unterschiedlich Adressaten anboten, war mir sofort klar, dass dies eine außergewöhnliche Chance für die Schule ist, die Schülerinnen und Schüler für den Wert der Demokratie in Deutschland zu sensibilisieren. Gerade hatten wir in Deutsch Lessings ‚Nathan‘ gelesen, in dem es ja bekanntlich um die Vision der gegenseitigenToleranz der drei abrahamitischen Weltreligionen im Sinne Hans Küngs Forderung nach einem ‚Weltethos‘ geht, als das Angebot der ‚Kombattanten für den Frieden‘ kam. Dass dies eine einmalige Gelegenheit ist, zur politischen Bildung unserer Schüler/-innen beizutragen, verstand sich von selbst, zumal unser Gymnasium die Auszeichnung „Schule gegen Rassismus“ trägt.

Natürlich darf man nicht ‚Äpfel mit Birnen‘ vergleichen und muss säuberlich trennen zwischen dem politischen Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis, verursacht durch die Siedlungspolitik unter der Regierung  des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und der Rolle der Religionen in Israel.“, so C. Wallechner. Um die Schüler/-innen auf diese Veranstaltung vorzubereiten, war es deshalb nötig, in den Geschichts-, Sozialwissenschafts- und Religionskursen in die Geschichte des Staates Israel zurück zu gehen, wobei natürlich auch europäische Interessen eine Rolle spielten. Schulleiter Martin Barthel, OStD, unterstützte die Veranstaltung sofort, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass es sich bei den „Combatans for Peace“ nicht um eine Vereinigung handelt, die die Position einer der beiden Seiten stärkt, sondern die sich für den gewaltfreien, friedlichen Protest gegen die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt. In der Begrüßungsansprache betonte Direktor Barthel den hohen Wert der Demokratie in unserer Gesellschaft und die Verpflichtung jedes Einzelnen, sich dafür einzusetzen, weil es eben nicht selbstverständlich sei, in einem demokratischen Land zu leben. Im Hinblick auf die Landtagswahl in  Thüringen sei die Aktualität des Themas kaum zu überbieten.

Prof. Dr. Msgr. Konrad Schmidt, der bei seinen unzähligen Reisen ins Heilige Land seit Jahren die Arbeit von Yair Bunzel und den „Kombattanten für den Frieden“ unterstützt, begann seine Einleitung der Veranstaltung mit den berührenden Worten: „Ein Mensch, der gedemütigt wird, kann keinen Frieden halten!“. Er gab den Besuchern eine „Sehhilfe“ an die Hand, indem er darauf hinwies, dass der einleitende Film relativ schnell zwischen der palästinensischen und der israelischen Perspektive wechsele und durchaus auch grauenvolle Bilder zeige. So bildete dann der eindrucksvolle Dokumentarfilm den Auftakt der Veranstaltung. Beginnend mit Bildern von Bombardements, Kampfhandlungen und Opfern, wie wir sie aus den Nachrichten kennen, schauten die Redakteure unter die „Trümmer“ in die Seelen der betroffenen Menschen auf beiden Seiten der Kampffronten. Eindrucksvoll wurde das Leiden und die Trauer der Menschen an Einzelschicksalen dargestellt. Eine spätere Aktivistin der „Kombattanten“ erzählte ihre Geschichte, die geprägt war vom Verlust geliebter Familienmitglieder. Durch die erlebten Demütigungen und das Leid ihrer Seele reifte in ihr der Entschluss, als Selbstmordattentäterin in den Konflikt einzugreifen, obwohl oder vielleicht gerade weil sie Mutter einer Tochter ist, die sie sehr liebt. Von dieser hatte sie sich bereits verabschiedet, als sie bewaffnet des Nachts auf die Straße ging und dort von israelischen Soldaten gefangen genommen wurde.

Ihr Aufenthalt im Gefängnis führte zu einem Schlüsselerlebnis. Sie lernte dort eine israelische Frau kennen, deren Sohn im Kampf mit den Palästinensern ums Leben kam. Ihre Erwartung, von dieser Frau gehasst zu werden, verkehrte sich ins Gegenteil. Im gemeinsamen Leiden erkannten sie ihre Verbundenheit und das Gute im jeweils anderen. So wuchs der Wunsch und der Entschluss, sich für die gewaltfreie Lösung des Konflikts einzusetzen. Neben anderen Einzelschicksalen zeigte der Film die Aktivitäten der „Kombattanten für den Frieden“ beispielsweise durch das Treffen von Israelis und Palästinensern an der Mauer, die die Westbank und den Gazastreifen von israelischen Gebieten trennt. Dort demonstrierten sie unter den Augen des Militärs und keineswegs gefahrlos mit übergroßen Symbolen für den Frieden.

Wie erfolgreich die Aktionen der „Combatants for Peace“ wirklich sind, können Msgr. Konrad Schmidt und Cordula Wallechner bezeugen. Beide hatten bei ihrem Besuch im Heiligen Land 2018 die Arbeit der Friedensvereinigung unterstützt und so die Umsiedlung einer Beduinensiedlung mit verhindert. Mit hoher Konzentration verfolgten die Schülerinnen und Schüler der Q1 die filmische Darbietung und erfuhren dann von Osama Eliwat dessen Vita. Auch er war einst Kämpfer in der palästinensischen Armee, bis er angesichts des unendlichen Leides und der Ausweglosigkeit der kriegerischen Auseinandersetzung zu dem Entschluss kam, die Waffen von sich zu werfen und gewaltfrei für den Frieden zu kämpfen. Da Osama seine Ausführungen in englischer Sprache hielt, übersetzte Stephanie Schäfer,StR‘ (Englisch/Geschichte) dankenswerter Weise zwischendurch zusammenfassend für das Publikum. In der sich anschließenden Fragerunde demonstrierten die Schülerinnen Antonia von Wrede und Annika Grünewald durch ihre im perfekten Englisch gestellten Fragen zu aktuellen politischen Bezügen allerdings ihre sprachliche wie auch gesellschaftspolitische Kompetenz.

Im Ganzen eine sehr informative Veranstaltung auf hohe Niveau, die nach dem offiziellem Ende durch Fragen einzelner an den Gast noch ergänzt wurde.

Auch aus Sicht der Schulleitung ein gelungener Beitrag zu einer fächer- und schulübergreifenden Abiturvorbereitung, so dass wir hoffentlich allen anwesenden jungen Menschen in einem Jahr die Reife als mündige, demokratische Abiturientinnen und Abiturienten aussprechen können. Zum Abschied verschenkte Osama Eliwat sein T-Shirt an Schulleiter Martin Barthel, der sich nun auch ganz offiziell „Combatant for Peace“ nennen darf, wobei er das als Leiter und Vorbild unseres Gymnasiums natürlich schon immer war.“

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