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Von Rita Maurer:

Niedersfeld. Michael Tuss aus Niedersfeld hat einen Kalenderspruch an der Wand hängen: „Das geht nicht. Sagen alle. Dann kam einer, der hat es einfach gemacht.“ Dieser Spruch passt zu seinem Leben und zu seiner Arbeit: Letztes Jahr hat der 56-jährige Niedersfelder eine gut bezahlte, sichere Stelle als Angestellter im Sanitär-Vertrieb an den Nagel gehängt und sich mit seinem Hobby selbstständig gemacht: Blech und Insekten – Michael Tuss baut die Krabbeltierchen und mittlerweile auch andere Dinge als Deko-Objekte aus verschiedenen Blecharten nach.

Wenn aus Blech Kunst wird - winterberg, region, region-wi-me-ha
Michael Tuss bei der Arbeit                                                                                               Foto: Rita Maurer

Die Begeisterung für Insekten hatte er schon als Kind. Zur Blechbearbeitung ist er dagegen erst nach seiner Ausbildung als Sanitär- und Heizungsbauer gekommen, als er einige Zeit in einem entsprechenden Betrieb beschäftigt war. Beruflich bewegte er sich bald in die kaufmännische Richtung, doch das Handwerk blieb immer sein Ding, wie er sagt.

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Spinnenskizzen

Irgendwann kam der passionierte Bassist der Rock-Band „No Porridge“  auf die Idee, Insekten nachzubauen – nicht abstrakt, sondern bewusst bis ins kleinste Detail naturgetreu. Seine Objekte schaut er sich erst in Büchern an und zeichnet sie in verschiedenen Perspektiven auf. Wenn er dann zum Metall greift, hat er sich schon so sehr mit seinem Werk beschäftigt, dass er es fast aus dem Kopf bauen kann. So entstehen in verschiedenen Größen Schmetterlinge, Gottesanbeterinnen, Spinnen, verschiedene Käfer – auch Wespen und Mücken, die so echt wirken, dass man es fast summen hört.

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Von der Zeichnung zur fertigen Ameise                                                                               Foto: Rita Maurer

Maschinen hat Michael Tuss in seiner kleinen Werkstatt kaum, denn er macht alles individuell von Hand. Die Fertigkeiten dazu hat er sich durch Ausprobieren und Lesen als Autodidakt soweit selbst beigebracht, dass er mittlerweile Anfragen von Berufschulen erhält, um diese in der Industrie oft in Vergessenheit geratenen Handgriffe zu zeigen.

Seit einigen Jahren werkelt Michael Tuss zusätzlich mit Schiefer und mit Holz, genauer mit alten, verwitterten Brettern, Türen oder Fenstern, die scheinbar nur noch für den Ofen oder den Schrott taugen. Er arbeitet sie auf und macht z.B. Garderoben daraus.

Viele Aufträge über Mundpropaganda

Seine dabei entstehenden Skulpturen gefallen nicht nur ihm und seiner Familie, sondern auch anderen Menschen. Im Jahr 2008 gründet Michael Tuss somit seine Firma „Fairblech“ als Nebengewerbe. Als die Anfragen zunehmen, kommt schließlich nach langer Überlegung der Entschluss, seine Fähigkeit zu seinem Hauptberuf zu machen: „Mit Mitte 50 wird die Zeit langsam knapp, etwas zu verändern. Aber man braucht schon einen langen Atem, um bekannt zu werden.“ Das Internet ist ein Weg dazu, viele Aufträge kommen sowieso über Mundpropaganda. Außerdem tingelt Michael Tuss über Kunsthandwerker-Märkte, teilweise auch in den Niederlanden oder Belgien. Letzten Herbst hat er z.B. bei den „Novemberträumen“ auf Gut Glindfeld ausgestellt.

Er arbeitet jetzt zwar deutlich mehr und verdient weniger, hat den Schritt in die Selbstständigkeit aber noch nicht einmal bereut: „Ich mache den ganzen Tag das, woran ich Spaß habe. Die Menschen, mit denen ich zu tun habe, die möchten sich selber ein schönes Teil gönnen oder verschenken. Dafür entwickeln wir gemeinsame Ideen. Dadurch entstehen ganz andere Gespräche als in meinem früheren Beruf, als es um Verkaufen, Termine und Preisverhandlungen ging.“

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Ein Briefkasten, für den eine alte Leder-Schultasche Modell stand Foto: Rita Maurer

Geht nicht – gibt´s nicht

Insekten, Briefkästen in Form von Schultaschen, Lampen, Miniatur-Räder oder –Loks, Instrumente, Schmuck, Tische, Hausnummern, Klingelschilder, Firmenlogos, momentan sogar ein Grabkreuz oder vielleicht, wenn er den Auftrag bekommen sollte, den Medebacher Schuhmann – die Vielseitigkeit von Michael Tuss ist erstaunlich. Gibt es eigentlich etwas, an das er sich nicht heranwagt oder das ihm misslungen ist? Er überlegt kurz und schüttelt dann denn Kopf: „Geht nicht – den Ausdruck gibt´s bei mir nicht.“

 

 

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Ein Mountain-Bike                        Foto: Rita Maurer
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Ginkgo-Blätter und altes Holz ergeben eine neue Garderobe                              Foto: Rita Maurer
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Industriedesign by Michael Tuss

 

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