Wie das Ferienlager der KJG Oeventrop ein Gefühl der Heimatliebe schafft
Kindheitserinnerungen – ein wesentlicher Teil der Identität eines jeden Erwachsenen. Sie prägen uns, schaffen Verbindungen und können unmittelbar Nostalgiegefühle auslösen. Was macht das mit uns, wenn Kindheitserinnerungen bis ins Erwachsenenleben präsent bleiben?
Es scheint, als sei das Ferienlager der KJG Oeventrop eine der Kindheitserinnerungen, die nahezu jedes zweite Oeventroper Kind mit den anderen teilt. Denn seit 56 Jahren pr.gen diese zwei Wochen im Sommer das Leben der „Knispel“, wie die Kinder im Lager genannt werden. Zwischen 120 und 130 Kinder machen pro Jahr dort Urlaub, fernab vom normalen Alltag. Aufgeteilt in Jungen- und Mädchenlager schlafen die Knispel in naheliegenden Schützenhallen, meist im Paderborner oder Warburger Land. „Die Knispel können sich hier ganz neu entfalten, Neues entdecken und einfach eine gute Zeit haben“, erklärt uns Jakob Wrede, 28, der seit 2001 jährlich mit ins Lager führt. „Ich habe dort Freunde fürs Leben gefunden, das ist mehr wert als alles andere.“ So zählen zu den Knispeln alle 9- bis 16-jährigen Kinder. Wer danach noch mitfahren möchte, kann als Gruppen-, Lagerleitung oder auch als Lagereltern das Gefühl noch mit ins Erwachsenenalter nehmen. „Das Programm ist super abwechslungsreich, egal ob für die Knispel oder die Leiterinnen und Leiter“, schwärmt Tabea Enste, 22, die 2010 das erste Mal mit ihrer Schwester Svenja im Lager war. „Neben den normalen Aktivitäten wie dem Dorfspiel oder Basteln feiern wir ein eigenes Schützenfest, machen Lagerfeuer, einen Stationslauf oder gehen ins Freibad.“ Es sind auch immer verschiedene Aktionen zwischen den unterschiedlichen Lagern geplant. „So gibt es zum Beispiel jedes Jahr Nachtwachen am Lagerfeuer, um das selbst gestaltete Lagerbanner zu beschützen.“ Die Gemeinschaft und den Zusammenhalt untereinander schätzen die beiden „Lagerkinder“ Tabea und Jakob besonders.
Das Lager als Verbundenheit zur Heimat
Wie passt Heimatliebe nun mit den Erfahrungen des KJG-Lagers zusammen? Jakob Wrede muss nicht lange über diese Frage nachdenken: „Eine Heimat ist ja nicht immer nur der Ort der Herkunft, sondern auch ein Ort, an dem man sich zu Hause fühlt und an dem man einfach man selbst sein kann. Das Lager ist genau dieser Ort.“ Auch Tabea Enste verbindet das Lager mit ihrem Heimatgefühl: „Da ich nun schon seit 14 Jahren dabei bin, gehört es für mich einfach zu meiner Heimat Oeventrop. Durch die Vorbereitungen haben wir ja auch das gesamte Jahr über mit den anderen ‚Lagerkindern‘, meinen Freundinnen und Freunden, viel Kontakt. Auch wenn es durch das Studium schwieriger wird, versuchen wir immer alles möglich zu machen, um viel Zeit im Lager zu verbringen.“ Wenn es also nach unseren beiden Interviewpartner*innen geht, haben alle Lagerkinder – egal ob groß oder klein – ein ganz besonderes Gefühl von Heimatverbundenheit, das sie ihr Leben lang zusammenhalten wird. Oder, wie die Oeventroper sagen: „Lagerkind ein Leben lang!“
Text: Julia Bankstahl, Fotos: Tabea Enste, Jakob Wrede