ZWEI HOHE FEIERTAGE UND ZWEI VERSPRECHEN
DAS GELOBTE FEST IN MEDEBACH UND DER MUTTERGOTTESTAG IN HALLENBERG
In unserer HEIMATLIEBE-Region werden jeden Sommer zwei hohe Feiertage begangen, die eine sehr alte und berührende Geschichte haben – das Gelobte Fest in Medebach und der Muttergottestag in Hallenberg. Beide sind mit alten Gelübden verbunden, die bis heute erfüllt werden:
STAHLHARTE SICHERHEIT
Medebach war im Dreißigjährigen Krieg durch seine direkte Lage an der Grenze zwischen dem kurkönischen Westfalen und dem hessischen Waldeck hart umkämpft. In den Jahren zwischen 1628 und 1640 wurde die Hansestadt mehrfach komplett abgebrannt und ausgeraubt. Die Einwohner von Medebach und dem Waldecker Nachbarort Hillershausen flüchteten oft wochenlang in die Wälder. Im Jahr 1636 legten sie zusammen ein Gelübde ab und versprachen, jedes Jahr am Namenstag von Johannes dem Täufer Ende Juni eine Messe und eine Prozession abzuhalten, wenn ihre Stadt vor weiteren Kriegswirren, Bränden und der grassierenden Pest verschont bliebe.




Dieses Gelübde wird in Medebach mit dem „Gelobten Fest“ bis heute eingehalten. Beide Orte zeigen dabei eindrucksvoll, dass sie auch fast 400 Jahre später zu ihrem Wort stehen. Morgens findet ein feierliches Festhochamt statt, an dem ebenso wie an der folgenden Prozession viele Bürger, die Fahnenabordnungen der Medebacher Vereine und auch die Nachbarn aus Hillershausen teilnehmen. Bürgermeister Thomas Grosche verliest traditionell das Gelübde im Original-Wortlaut. Die Geschäfte bleiben geschlossen, außerdem soll nach alter Tradition kein Bürger die Stadt an diesem Tag verlassen.
80 JAHRE ALTES GELÜBDE AUS ZÜSCHEN
Ein 80 Jahre altes, ebenfalls durch einen Krieg gegebenes Versprechen verbindet Züschen mit dem Muttergottestag in Hallenberg. Als gegen Ende des Zweiten Weltkrieges amerikanische Soldaten ins Sauerland einmarschierten, trafen sie in Züschen am Karfreitag 1945 auf die deutsche Heeresgruppe B, die den legendären Ruhrkessel durchbrechen sollte. Die Kämpfe waren so heftig, dass die Züscher voller Angst in die umliegenden Wälder flüchteten. Das Dorf wurde von den umliegenden Bergen beschossen, einige Häuser brannten komplett ab, 22 deutsche Soldaten fielen. Der mit in den Wald geflohene Dechant Dobbener aus Züschen erteilte allen Bewohnern die Generalabsolution und gelobte, dass die Gemeinde zum Muttergottestag nach Hallenberg pilgern würde, wenn ihr Ort diese Kriegswirren überstehen sollte. Am Ostermontag endeten die Kämpfe, die Züscher konnten zurückkehren. Dechant Dobbener schrieb das Gelübde in der Pfarrchronik nieder. Die Züscher halten dieses Versprechen bis heute und pilgern frühmorgens nach Hallenberg – mittlerweile über den Radweg, früher sogar über die Bundesstraße.

Das Versprechen der Züscher zeigt, welchen besonderen Stellenwert der Muttergottestag nicht nur in Hallenberg hat. Im Mittelpunkt steht dabei das aus dem 13. Jahrhundert stammende Gnadenbild „Unserer lieben Frau von Merklinghausen“, das in der über 1000 Jahre alten Unterkirche seinen Platz hat und am Muttergottestag in einer feierlichen Prozession durch die blumengeschmückten Straßen zur Pfarrkirche und abends in einer Lichterprozession zurück getragen wird. Wenn alle Pilger gemeinsam – begleitet von der Stadtkapelle Hallenberg und Glockenläuten – „Großer Gott, wir loben Dich“ oder das Marienlied „Milde Königin“ anstimmen, muss man nicht tief religiös sein, um von diesem Moment ergriffen zu werden.
VERANSTALTUNGEN
Gelobtes Fest Medebach
Samstag, 21. Juni 2025, 9.30 Uhr Festhochamt in der Pfarrkirche mit anschließender Prozession und Schluss-Segen
Muttergottestag Hallenberg
Sonntag, 17. August 2025, 10 Uhr Festhochamt an der Unterkirche mit feierlicher Prozession zur Pfarrkirche
16 Uhr Marienvesper in der Pfarrkirche
20 Uhr Lichterprozession ab Pfarrkirche, anschließend Festandacht an der Unterkirche
Text: Rita Maurer Fotos: Kerstin Neumann-Schnurbus, Rita Maurer