VON HEMER BIS BARBADOS: WIE EIN FUNSPORT DIE WELT VERBINDET
CARMEN AHLERS AUS WINTERBERG SPIELT SEGWAYPOLO BEI DEN HEMER BUTTERFLIES, UND DAS GERNE AUCH MAL GEGEN APPLE-MITBEGRÜNDER STEVE WOZNIAK.



Es ist eine Sportart, die aus dem Rahmen fällt, aber dennoch internationale Geschichte geschrieben hat: Segwaypolo. Dies funktioniert in etwa wie Pferdepolo, nur dass die Spieler und Spielerinnen das Pferd gegen das Segway getauscht haben. Carmen Ahlers aus Winterberg ist die Vorsitzende des Vereins Butterflies Segwaypolo e.V. in Hemer. Sie erzählt, was den Sport ausmacht und welche Rolle Apple-Mitbegründer Steve Wozniak dabei spielt.
„Eigentlich komme ich aus dem Handball“, sagt Carmen Ahlers, „nach der aktiven Zeit habe ich dann das eine oder andere ausprobiert und bin dann beim Segwaypolo gelandet. Ich wollte unbedingt weiter eine Ballsportart machen, aber nicht alleine auf dem Platz stehen“. Die 57-Jährige arbeitet als Redakteurin in Hemer, und im Rahmen der Landesgartenschau, die 2010 dort stattfand, wurden seitens der Stadt auch Segways für Führungen angeschafft. In Hemer gab es einige, die bereits von der Funsportart gehört hatten, und so fanden sich schnell Sportinteressierte zusammen, die Segwaypolo spielen wollten.
VEREIN MIT EIGENEN SEGWAYS
In den Anfängen wurden die Hemer Butterflies von den Funky Move Turtles aus Lohmar unterstützt, denn wirklich Ahnung hatte niemand von diesem Sport, der anfangs von vielen belächelt wurde. Schnell standen die Butterflies aber auf eigenen Beinen, 2009 wurde der Verein gegründet, und man konnte offiziell bei den Turnieren mitmischen. „Wir haben der Stadt Hemer schließlich die Segways abgekauft, was gut und wichtig war. Denn so gibt es auch für diejenigen, die sich kein eigenes Segway kaufen möchten, die Möglichkeit, den Sport auszuüben“, so Carmen Ahlers. Denn besonders preisgünstig ist das Hobby nicht, weil viele Turniere im Ausland stattfinden, wo unter anderem Kosten für Flüge und Unterkunft anfallen, die aus der eigenen Tasche bezahlt werden.
APPLE MITBEGRÜNDER STEVE WOZNIAK EIN FAN DER SPORTART

Die Idee, Segways nicht nur für Sightseeing-Touren zu nutzen, entstand in den USA. So war auch Apple-Mitbegründer Steve Wozniak einer derjenigen, der aufs Segway stieg und mit dem Mallet (Schläger) in der Hand dem Ball hinterherjagte. „Er ist auch heute noch bei einigen Turnieren dabei und reist dafür aus den USA an“, so die Winterbergerin. Zuletzt spielte er 2023 bei der WM in Köln.
MIT TEMPO 20 ÜBER DEN PLATZ
Beim Segwaypolo spielen Männer und Frauen gemischt in den Mannschaften und sind bei offiziellen Turnieren immer zu fünft auf dem Platz, der ungefähr halb so groß ist wie ein halbes Fußballfeld. Gespielt wird über vier Chukka (Viertel) von jeweils acht Minuten. Das Segway muss im Originalzustand sein. Die erlaubten Abmessungen des Fahrzeugs, der maximale Reifendruck und die Höchstgeschwindigkeit dürfen nicht überschritten werden. Alle Spieler müssen einen Helm mit Kinngurt tragen, um der Verletzungsgefahr vorzubeugen. Immerhin sind die Segways mit bis zu 20 km/h auf dem Platz unterwegs, und es kann im Zweikampf um den Ball immer mal zu Kollisionen und damit verbunden auch Stürzen kommen.
GEMISCHTE MANNSCHAFTEN AM START
Das Schöne sei, dass alle Altersklassen mitspielen können – von 16-Jährigen bis zu den Spielern, die schon über 60 Jahre alt sind, erzählt die Segwaypolospielerin. In Deutschland gibt es aktuell mit den Hemer Butterflies weitere Mannschaften in Balve, Lohmar, Solingen und Hannover. Es sind zudem noch einige wenige internationale Teams am Start. So wurde phasenweise über mehrere Jahre hinweg auch in den USA, auf Barbados, in Schweden, Finnland, England, Österreich, der Schweiz, Spanien und dem Libanon Segwaypolo gespielt. Zu den Höchstzeiten waren es weltweit knapp 250 Spieler, darunter aber nur maximal zehn Frauen. Heute sind es weit weniger, was unter anderem auch daran liegt, dass keine Original-Segways mehr gebaut werden und sich so auch keine neuen Teams formieren.
HEMER BUTTERFLIES ALS WM GASTGEBER
Mit den Hemer Butterflies hat Carmen Ahlers auf mehreren Weltmeister-, Europa- und Deutschen Meisterschaften gespielt. „Wir müssen uns allerdings nicht dafür qualifizieren, sondern können uns einfach anmelden“, erzählt die Offensiv-Spielerin, „und wir haben in Hemer sogar selbst eine WM ausgerichtet. Das wurde in der Stadt von allen Seiten unterstützt und gefeiert“. 18 Mannschaften aus sieben Nationen kamen damals in die Stadt am Felsenmeer. Für die Hemer Butterflies – damals acht an der Zahl – war das ein riesiger Kraftakt, das Turnier über vier Tage, die Unterbringung der Gäste und die Gestaltung der Abendveranstaltungen zu organisieren. Aber das hat alles wunderbar geklappt. Stolz macht es die Mannschaft, dass diese WM vom damaligen ISPA-Präsidenten Alexander van Riesen sehr gelobt wurde. Die ISPA (International Segwaypolo Association) ist der Dachverband aller Segwaypolo-Mannschaften. Auf eigenem Platz landeten die Hemer Butterflies damals auf dem 9. Platz. Den Titel holte das Team aus Barbados. Die komplette WM in Hemer konnte bei Sportdeutschland.tv live verfolgt werden, auch das war
und ist einmalig.
PLATZ VIER BEI WM IN SCHWEDEN

Zwei Jahre später im Jahr 2019 spielten die Schmetterlinge in Schweden ihre beste WM und sicherten sich als Außenseiter Platz vier. „Da sind wir wirklich über uns hinausgewachsen und haben unser bestes Turnier überhaupt gespielt“, freut sich Carmen Ahlers noch heute, die in Stockholm drei von den neun Butterflies Toren erzielte.
DREI TURNIERE IN DIESEM JAHR
In diesem Jahr stehen noch drei Turniere im Terminkalender: Zum einen geht es für die Butterflies im März zum Frühlingsturnier nach Hannover, dann sind sie im Juni selbst Ausrichter des Butterflies-Cups. Zudem wird beim traditionellen Nikolausturnier der Blade Allstars in Solingen gespielt. Beim ersten und letzten Turnier meldet man sich als Einzelspieler an, da werden die Teams bunt gemischt. Turniere im Ausland stehen aktuell nicht an. „Aber wir waren in den vergangenen 16 Jahren wirklich viel unterwegs und haben im Ausland neben Schweden auch in Spanien, England und auf Barbados gespielt. Es ist immer toll, wenn die Segwaypolo-Family sich irgendwo auf der Welt trifft“, freut sich Carmen Ahlers und ist dankbar, diese Erfahrungen gemacht zu haben. Wer sich für Segwaypolo interessiert, kann gerne auf der Website hemerbutterflies.jimdofree.com vorbeischauen.



Text: Rita Maurer Fotos: Carmen Ahlers