TATORT HALLENBERG
DIE AUTORIN KERSTIN RACHFAHL MACHT IHRE HEIMATSTADT ZUM MITTELPUNKT IHRER SAUERLAND-KRIMIS.
„Ein scharfer Schmerz in ihrem Bauch. Das Geräusch eines Schusses. Ein gellender Schrei, der sein Echo fand. […] `Beeil Dich, lauf los, hol einen Arzt. Schnell! ́ Zu spät, das wussten sie beide. Luise schloss die Augen.“
Blutiges Drama im Weifebachtal bei Hallenberg. Eine 17-Jährige kommt mysteriös um Leben. Zum Glück nur in der Fantasie von Kerstin Rachfahl aus Hallenberg. Sie ist hauptberufliche Autorin, hat bereits 27 Bücher geschrieben und macht jetzt in ihren neuen Sauerland-Krimis ihre Heimat zum mörderischen Schauplatz.
Kerstin Rachfahl hat eine Vita, die so spannend ist wie ihre Bücher. Ihre väterlichen Vorfahren zogen während der österreichisch-ungarischen K.u.K.- Monarchie als Försterfamilie in die rumänischen Karpaten. Jahrzehnte später kehrten sie nach dem Zusammenbruch zurück nach Deutschland. Ihre aus Arnsberg stammende Mutter sorgte für Sauerländer Gene.
In die Wiege gelegt wurde der 56-jährigen Wahl-Hallenbergerin das Autorinnen-Dasein jedoch gar nicht nicht. Eine blühende Fantasie, ja – aber das Schreiben war lange Zeit so gar nicht ihr Ding. Auf die Welt gekommen ist Kerstin in Stuttgart, wurde dann im Allgäu eingeschult, wo sie beim Schreiben- und Lesen lernen schwer mit dem bayrischen Dialekt zu kämpfen hatte. Als sie acht Jahre alt war, zog ihre Familie nach Winterberg, etwas später nach Siedlinghausen. Der Deutschunterricht machte der kleinen Kerstin überhaupt keinen Spaß, zumal sie nun wieder mit einer anderen Aussprache und deren Rechtschreibung konfrontiert war. Später mal Schriftstellerin werden? Auf gar keinen Fall! Ihre Grundschullehrerin Frau Schmidt erkannte jedoch damals schon ihr Talent und ihre unbändige Fantasie und machte ihr Mut. Aber auch die nächsten Jahrzehnte war das Schreiben erstmal ganz weit weg. Obwohl sie seit dem 8. Schuljahr mit ihrem Ehemann Carsten Rachfahl in eine Klasse ging, funkte es erst auf der Abiturfeier – und das bis heute. Nach einigen durch Studium und Arbeit bedingten Jahren in Süddeutschland kamen die beiden zurück, gründeten ihre Firma „Rachfahl IT Solutions“ und kauften 2001 die ehemalige Post in Hallenberg, die sie zum Wohn- und Bürohaus umbauten. Im gleichen Jahr beschloss Kerstin Rachfahl nach der Geburt des zweiten Kindes, neben Familie und Firma etwas für sich zu machen, und stieß auf einen Workshop an der Erfurter Schreibschule. Es folgten ein Fernstudium für Belletristik und weitere Schreibworkshops. 2011 kam dann der große Schritt in die Öffentlichkeit mit dem Pferderoman „Duke – ein weiter Weg zurück“.



VON FANTASY ÜBER POLIT-THRILLER ZUM SAUERLAND-KRIMI
27 Bücher sind seitdem erschienen; eine so große Anzahl – und dazu noch aus ganz unterschiedlichen Genres wie z.B. romantische Liebesgeschichten, Fantasy oder Polit-Thriller -, dass wir hier gar nicht auf die einzelnen Romane eingehen können. Wie viele begeisterte Fans die Bücher gefunden haben, zeigen die Amazon-Rezensionen: teilweise über 1.500 Bewertungen und alle im Bereich von 4 bis 5 Sternen!
Viele dieser Rezensionen loben, wie detailliert und gut recherchiert die Bücher geschrieben sind und wie sehr man beim Lesen in die Geschichte hineingezogen wird. Solche Kritiken sind Kerstins größtes Lob, denn möglichst authentisch zu berichten, ist ihr ein großes Anliegen. Dafür geht sie manchmal sprichwörtlich ungewöhnliche Wege: Um in „Im Netz der NSA“ eine Flucht realistisch zu schildern, ist sie den Bödefelder Hollenlauf über 67 Kilometer mitgelaufen, um zu erfahren, wie es sich anfühlt, an körperliche Grenzen zu kommen. Für eine kurze Buch-Episode übers Wellenreiten fuhr sie nach Sylt, um einen entsprechenden Kurs zu machen. Eine Prostituierte aus der Reihe „Sondereinheit Themis“ konnte sie viel besser nachvollziehen, seit sie auf der Freilichtbühne Hallenberg in „Les Miserables“ die Rolle einer leicht bekleideten Hure gespielt hatte, die von Männern angegangen wurde.
À propos Freilichtbühne: Sie ist seit vielen Jahren das große Hobby der gesamten Familie Rachfahl. Und auch da spürt man das Talent zum Geschichten-Erzählen. Wer Kerstin z.B. als listige Schlange Kaa, böse Königin Drusilla oder als aufgebrachte Frau aus dem Volk gesehen hat, das in der Passion die Verurteilung von Jesus fordert, spürt, dass sie in diesen Momenten eine solche Rolle nicht spielt, sondern tatsächlich ist. In diesem Jahr verkörpert sie in „Romeo & Julia“ eine Kräuterfrau, die letztlich das Gift verkauft, mit dem sich Romeo umbringt. Als sie beim HEIMATLIEBE-Interview am Kaffeetisch erzählen will, wie sie zusammen mit dem Regisseur und dem Romeo-Darsteller die Intention dieser Kräuterfrau zu erarbeiten, ist sie mit Mimik und Gestik gleich so in dieser Figur drin, dass man ihr unbesehen jedes Gift abkaufen würde.
STETS FRAUEN ALS PROTAGONISTINNEN
Zurück zu ihren Büchern, die sie schon seit Jahren hauptberuflich mit professioneller Unterstützung durch Lektoren und Cover-Designer schreibt. So unterschiedlich die Stilrichtungen sind, eins haben sie alle gemeinsam: Es geht immer um starke Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen, neue Wege einschlagen und aufstehen, wenn sie gefallen sind. Frauen, die sich selbst treu bleiben und sich nicht anpassen, um jemandem zu gefallen.
Nach Protagonistinnen als Bundespräsidentin, Serienkillerin, Rollstuhlfahrerin, im Kampf gegen Wirtschafts- verbrechen oder die eigene innere Dunkelheit hat es die jüngste Hauptfigur, die Psychologin Feline, nun ins Sauerland verschlagen – genauer nach Hallenberg….. Pardon, „Berghalle“, wo es seit ihrer Ankunft erstaunlich kriminell zugeht. Auf die Geschichte in ihrem ersten Buch „Vergessen“ aus dieser Reihe ist Kerstin Rachfahl tatsächlich durch die HEIMATLIEBE gekommen: In der Winterausgabe 2018 stand ein Bericht über einen Mord am Hallenberger Stadtförster Treskow, der zu dem Zeitpunkt genau 100 Jahre her war. Seine Mörder wurden nie gefasst. An diese Tat erinnert bis heute ein Denkmal mitten in einem Buchenwald. Aus diesem tatsächlichen Verbrechen ist im Buch nun ein ungeklärter Todesfall einer 17-Jährigen vor 50 Jahren geworden, der ebenfalls im Wald eine Gedenkstätte errichtet wurde.
MORD AUF DER FREILICHTBÜHNE
Abgesehen von den spannenden Ermittlungen voller Wendungen und auch einer ordentlichen Portion Romantik stoßen Einheimische in der Sauerland-Krimi-Reihe, die bisher aus den Bänden „Vergessen“ und „Verfahren“ besteht, auf eine Menge regionaler Details, die einen immer wieder zum Schmunzeln bringen. Es geht los mit Namen wie Brieden, Isenberg, Mause oder Schäfer, die aus dem örtlichen Telefonbuch stammen könnten. Ein Kaffee im Waffelstübchen, ein Spaziergang durch die Fachwerk-Altstadt, das gute Wasser aus der Struth, der Frauenkarneval, die Prozession beim Muttergottestag, die Beschreibung von Wegen in die nächsten Orte – es entstehen sofort Bilder im Kopf. „Ich recherchiere ganz viel. Meine Figuren sind alle frei erfunden und werden erst beim Schreiben lebendig. Meine Geschichten bestehen aus Fantasie festgehakt an reellen Ankerpunkten wie historischen Ereignissen oder auch Straßen im Stadtplan, so dass es rein theoretisch so sein könnte“, beschreibt die Autorin ihr Vorgehen. Bei den Sauerland-Krimis in „Berghalle“ ist das eine Spur einfacher als beispielsweise bei einer Ermittlung in Rom, denn nun reichen schon die täglichen Spaziergänge mit den Familienhunden für neue Eindrücke. Der dritte Sauerland-Krimi heißt „Verspielt“, kommt noch in diesem Jahr heraus und – das dürfen wir schon verraten – handelt von einem Mord auf der Freilichtbühne. Und es ist nicht auszuschließen, dass es demnächst vielleicht auch mal in der Osternacht, im Stadtrat, am Bollerberg, beim Schützenfest oder im sagenumwobenen Streitwald an der Pastorenwiese mörderisch spannend werden könnte….
REZENSIONEN
Die Figuren sind so gut gezeichnet, dass sie wie reale Personen wirken. Man kennt sie alle aus dem eigenen Umfeld, aber sie sind trotzdem neu und man verbringt sehr gerne Zeit mit ihnen. Sowohl die Figuren als auch der Plot sind so komplex wie die Realität, aber so deutlich, dass es für einen Cosy Crime gerade richtig ist. Selbst wer aus Süddeutschland kommt und noch nie im Sauerland war, hat nach der Lektüre ein Bild von der Gegend und Lust dort mal vorbeizuschauen. Trotz der ernsten Themen wurden meine Erwartungen an einen Cosy Crime mehr als erfüllt. Ich hatte viel Spaß beim Lesen, was auch daran lag, dass der Schreibstil sehr flüssig ist. Ich freue mich auf die Fortsetzung.
Kerstin Rachfahl ist eine talentierte Buchautorin aus Hallenberg, die mit ihren Werken Leserinnen und Leser in ihren Bann zieht. Ihre Leidenschaft für das Schreiben spiegelt sich in den vielfältigen Themen und Charakteren wider, die sie in ihren Geschichten zum Leben erweckt.
Ich mag den Schreibstil der Autorin schon seit vielen Jahren, denn sie geht immer in die Tiefe. Die Charaktere sind mit Charisma erfüllt, besitzen Ecken und Kanten. Die Handlung ist sehr gut aufgebaut, wird von Seite zu Seite spannender. Kerstin Rachfahl hat einige überraschende Wendungen eingebaut, nichts ist einfach zu lösen. Fazit: Ein toller Roman, der mich sehr gut unterhalten hat. Nun möchte ich gerne wissen, wie es weiter geht.
In ihren Büchern kombiniert sie oft emotionale Tiefe mit spannenden Handlungssträngen, was ihre Werke sowohl unterhaltsam als auch nachdenklich macht. Kerstin hat die Fähigkeit, komplexe menschliche Beziehungen und innere Konflikte auf eine Weise darzustellen, die viele Leser nachvollziehen können.
Kerstin Rachfahl hat alles so bildhaft beschrieben, dass es einem deutlich vor Augen steht. Die Protagonisten haben so viele Ecken und Kanten, so viele sympathische Eigenschaften, dass man sich wünscht, sie würden nebenan wohnen. Das gleiche gilt für die Beschreibungen der Landschaft und des Ortes. Man muss es nicht kennen, um es sich vorstellen zu können. Die Handlung ist so komplex aufgebaut, dass es von Seite zu Seite spannender wird. Für dieses Buch kann man nur Höchstwertung geben: 5 Sterne und eine dicke Leseempfehlung.
Text: Rita Maurer Fotos: Emöke Barath