LINGENAUBER – GESCHICHTE IM GLAS!
SEIT 1883 WIRD IM GASTHOF LINGENAUBER BIER GEZAPFT, PARTYS GEFEIERT, GESCHOCKT UND GELACHT. MIT DEM JAHRESBEGINN 2025 GEHT DIE GESCHICHTE DER BELIEBTEN DORFKNEIPE WEITER.

Es war eine kurze Durststrecke für die Siedlinghauser, denn in Windeseile haben die neuen Inhaber Ingo Wienand und Christian Leisse die traditionsreiche Gastwirtschaft liebevoll renoviert. Seit Neujahr hat „Lingenauber“ mit dem neuen Wirt Torsten Stecher geöffnet.
Der Gasthof gehört zu den ältesten und letzten Kneipen des Dorfes. 50 Jahre stand Werner – Schnockel – Lingenauber hinter der Theke und führte gemeinsam mit seiner Frau Ulla die Gastwirtschaft in der dritten Generation.
Der Erhalt der Kneipe ist ein „Herzensprojekt“, wie Christian betont. Sein Großvater hat hier 1896 sein erstes Bier getrunken, auch sein Vater und Christian selbst sowie fast alle Dorfbewohner haben hier schöne und lustige Stunden verbracht. Zusammen mit Ingo spielte er 30 Jahre lang Doppelkopf in der Kneipe – und das können jetzt noch viele weitere Jahre werden. Die beiden wollen nicht nur eine Tradition aufrechterhalten, sondern auch etwas Gutes für ihren Heimatort tun. Beim Preisschießen der Schützenbruderschaft im März hörten die beiden Siedlinghauser von der Schließung des Gasthofs und klärten noch am selben Abend die Modalitäten für den Kauf. Gleich am nächsten Tag machten sie Werner und Ulla Lingenauber ein Angebot und erhielten den Zuschlag. Es sollte jedoch nicht sofort Schluss sein. „Sie konnten die Kneipe so lange weiterführen, wie sie wollten“, erzählt Christian Leisse. Am 26. Oktober 2024 war es dann so weit, und die Ära „Schnockel“ wurde mit einer großen Party gebührend verabschiedet. Bereits am 4. November rückten die Handwerker an. In Rekordzeit wurden die Kneipe, das Restaurant sowie der Flur samt Toiletten renoviert.
Bei der Übernahme war es Ingo und Christian von Anfang an wichtig, dass ihr Vorhaben im Dorf gut ankommt. Sie wollten den Spagat zwischen Alt und Modern meistern, damit sich sowohl alteingesessene als auch neue Gäste wohlfühlen. Damit das gelingt, war es ihnen besonders wichtig, den Charme der Kneipe zu erhalten und mit einem neuen Konzept, das der heutigen Zeit standhält, zu erweitern. Denn die Kneipenkultur hatte es schwer in den letzten Jahren. Traf man sich früher zur Meisterstunde oder nach der Sonntagsmesse zum Frühschoppen, treffen sich die Menschen – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie – eher zu Hause. Damit im Lingenauber weiter gelacht und gefeiert wird, sollte die alte Kneipe authentisch erhalten bleiben, mit kleinen Veränderungen. Der Boden wurde ersetzt, die Wände erhielten einen neuen Anstrich, und eine moderne Theke wurde eingebaut. Dank des neuen Kühlsystems bleibt das Fassbier durchgehend temperiert. Besonders stolz sind sie darauf, eine ganz besondere Tradition weiterzuführen: „Wir haben Warsteiner und Veltins am Zapfhahn – das gibt es sonst nirgendwo“, freut sich Christian. Dazu gibt es weiterhin Kölsch und Pülleken, ebenfalls vom Fass!
Eine Kneipe ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs…
Neue Beleuchtung und eine dezente, moderne Dekoration runden den frischen undgemütlichen Look ab. Zum neuen Konzept gehören ein John-Wick-Flipperautomat und eine Dartscheibe. Ebenfalls wurde die Getränkekarte angepasst, so sind beispielsweise Longdrinks und erlesene Weine und Sekt hinzugekommen. Zudem können die Kneipe, der Saal und das Stübchen für verschiedene Feierlichkeiten gemietet werden. Einen Caterer hinzuzubuchen ist ebenfalls möglich. Zukünftig möchten die Betreiber den Saal auch für kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen oder kleine Konzerte nutzen. „Wir haben viele Ideen das Ganze mit Leben zu füllen“, verrät Christian Leisse.
Dreh- und Angelpunkt der Kneipe ist natürlich der Wirt! Der sympathische Mann mit der schwarzen, runden Brille am Zapfhahn ist Torsten Stecher. Eigentlich ist er Fotograf, doch er hegte mit Ingo schon lange den Traum, im Alter eine Kneipe zu eröffnen. Doch wie es der Zufall will – der Traum wird nun schon früher wahr. Für ihn bedeutet das Wirtsein vor allem viel Spaß. „Eine Kneipe ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs – das erlebe ich auch hier. Außerdem gibt es hier im Lingenauber eine lange Geschichte und Tradition, die den Gästen wichtig ist. Jeden Abend erfahre ich etwas Neues darüber, was die Leute mit dem Haus verbinden – und das weiterzuführen, ist toll“, erzählt Torsten Stecher.
Bislang gibt es im Lingenauber keine Speisen. Die Küche wurde lediglich mit einem neuen Boden und frischem Anstrich versehen. Ihre vollständige Renovierung hängt davon ab, ob ein Koch oder Gastwirt gefunden wird, der sie betreibt. Die beiden Inhaber suchen daher einen Koch oder Gastwirt – entweder zur Pacht oder im Angestelltenverhältnis. Eine Betreiberwohnung in der oberen Etage steht eben falls zur Verfügung.
Das „Herzensprojekt“ erfreut sich in der kurzen Zeit seit der Wiedereröffnung durchweg positiver Resonanz. „Die Leute kommen rein, erkennen ihre Kneipe wieder und fühlen sich wohl. Unser größtes Kompliment ist, dass Schnockel und Ulla schon ein paar Mal hier waren und sich wohlfühlen“, resümiert Christian.



Im Frühjahr folgen die Umgestaltung und Eröffnung des Biergartens. In diesem Zuge werden auch die Fassade und die Außenanlagen neugestaltet. Ab dann steht dem besonderen Flair des neuen-alten Lingenauber endgültig nichts mehr im Wege. Das Dorf kann sich nicht nur über den Erhalt der Kneipe freuen, sondern auch über einen weiteren lebendigen Mittelpunkt. Und wir genießen in lauen Sommernächten ein schönes, kühles Feierabendbier.
Text: Sandra Ritter
Fotos: Bodo Kräling, Ingo Wienand /Umbau: Christian Leisse
Kontakt
Lingenauber
Hochsauerlandstraße 15
59955 Winterberg Siedlinghausen
hello@lingenaubers.de
www.lingenaubers.de
Öffnungszeiten
Donnerstag, Freitag, Samstag ab 17 Uhr
Sonntag ab 11 Uhr