EIN NEUER KLANG IM HEGERING
WIE EINE KLEINE GRUPPE JÄGER EIN GROßES STÜCK TRADITION NEU ZUM LEBEN ERWECKT.
An einer heimischen Hütte herrscht eine besondere Atmosphäre: Plesshörner glänzen im Licht, es wird geübt und gelacht. Der helle, fröhliche Klang der Jagdhörner hallt durch die Natur. Eine Szene, die vor etwa einem Jahr noch undenkbar war. Doch dank großer Initiative gibt es sie wieder: Eine Jagdhornbläsergruppe im Hegering Medebach.
Vor einem Jahr kam die Idee, die jagdliche Musiktradition wieder aufleben zu lassen. Damit wurde eine jahrzehntelange Kultur aufgegriffen, die in Medebach zuvor bereits tief verwurzelt war. Der frühere Jagdhornbläserchor des Hegerings war lange fester Bestandteil des kulturellen Lebens – bis er sich vor etwa 10 Jahren aufgrund von anhaltenden Nachwuchssorgen auflöste.
ACHT MÄNNER, EIN KLANG
Acht Gründungsmitglieder fanden sich schnell: Christian Graf, Christian Hoeft, Enrico Hellwig, Erik Köster, Christoph Knecht, Manuel Hunold, Daniel Tepel und Pfarrer Norbert Abeler – überwiegend Jäger mit Interesse an jagdlicher Musik. Unter der Anleitung von Übungsleiter Christian Hoeft traf sich die Gruppe einmal wöchentlich zum Üben. Ort des Geschehens: ein Raum in der Firma Eunova. Dauer: rund eine Stunde. Anschließend blieb man meist noch zum Austausch über jagdliche Themen beisammen.
Gespielt wurden Jagdsignale – traditionelle Melodien, die seit Jahrhunderten zur Jagd gehören. Anders als mancher vermuten mag, wirken sie nicht schwer, sondern lebendig, fröhlich und melodisch. Der Klang der Hörner spricht nicht nur das Gehör an, sondern weckt auch ein Gefühl der Naturverbundenheit und Gemeinschaft.
HERAUSFORDERUNG BLÄSERHUTPRÜFUNG
Ein wichtiger Meilenstein für die Gruppe war die sogenannte Bläserhutprüfung. Dabei mussten die Prüflinge fünf von vierzehn gebräuchlichen Jagdsignalen im Losverfahren vortragen, um das offizielle Bläserhutabzeichen zu erhalten. Die Gruppe wollte diese Herausforderung gemeinsam angehen: Doch zum Zeitpunkt der geplanten Anmeldung war der Posten des Obmanns für Brauchtum in der Kreisjägerschaft Hochsauerland unbesetzt. Eine Lösung fand sich dennoch: Zwei Prüfer aus dem Kreis Olpe konnten durch Pfarrer Abeler für die Abnahme gewonnen werden. Alle sieben Mitglieder legten die Prüfung erfolgreich ab – ein beachtlicher Erfolg für eine so junge Gruppe.



EIN GEWINN FÜR DEN HEGERING
Inzwischen ist Christian Graf, Initiator der Jagdhornbläsergruppe, selbst Obmann für Brauchtum und damit auch offiziell zuständig für die Bläser im Hegering Medebach. Die nun 12-köpfige Gruppe begleitet zukünftig Veranstaltungen des Hegerings musikalisch, darunter auch Treib- und Drückjagden. Hegeringsleiter Jürgen Scheller freut sich über die neue musikalische Stärke und über die spürbare Bereicherung, die die Gruppe für den Hegering ist.
EIN HORN MIT GESCHICHTE: DAS PLESSHORN
Gespielt wird in Medebach, wie in den meisten Jagdhornbläsergruppen, auf dem sogenannten Fürst-Pless-Horn, benannt nach dem preußischen General Hans Heinrich XI. Fürst von Pless, der sich im 19. Jahrhundert für eine einheitliche Jagdsignalgebung einsetzte. Das Horn ist kompakt und handlich, meist mit Leder umwickelt – für die bessere Handhabung im nasskalten Revier. Sein heller Klang ist unverwechselbar. In der Jagd dient das Plesshorn nicht nur als Musikinstrument, sondern vor allem als Kommunikationsmittel: Signale wie „Hahn in Ruh“ oder „Sammeln der Jäger“ sind Jahrhunderte alt und regeln den Ablauf von Gesellschaftsjagden.
WORKSHOP FÜR INTERESSIERTE JAGDHORNBLÄSER
Auch andere Interessierte bekommen bald die Gelegenheit, tiefer in die Welt der Jagdhornmusik einzutauchen. Am 5. Oktober 2025 findet ein Workshop für Jagdhornbläser im Sauerland statt: Offen für Anfänger und Fortgeschrittene mit Pless- oder Parforcehörnern in B. Auch ganze Bläserkorps können sich anmelden. Geleitet wird der Workshop von der Koryphäe Gerhard Sowa, die Teilnahme kostet 40 Euro.
Text: Luisa Hegel Fotos: Privat