Die Pastoren-Scheune in Düdinghausen ist durch eine Neuausrichtung noch sehenswerter
Medebach/Düdinghausen. Seit März gibt es für Einheimische und Gäste in Düdinghausen ein neues Juwel im Netzwerk der Museumslandschaft im Hochsauerland. Die neu gestaltete Pastoren-Scheune präsentiert sich als interessant, fesselnd, modern und visuell ansprechend – ein Schmuckstück eben.
Museumsleiter Horst Frese freut sich über die gute Resonanz und erzählt sichtlich stolz über das mit 143.000 Euro geförderte Projekt:
„Nachdem der Arbeitskreis Museumslandschaft im HSK seine Frühjahrstagung im Museum ausgerichtet hatte, besuchten uns zwei Busunternehmen, die sofort Folgeveranstaltungen buchten. Außerdem haben sich schon mehrere Besuchergruppen aus der Region angemeldet.“
Schon vor 24 Jahren richtete der Heimat- und Verkehrsverein Düdinghausen in der 1910 für den Pfarrer gebauten „Pastoren-scheune“ das Drechseldorf-Museum ein. Es zeigt die dörfliche Lebenswelt um 1900: die Wohnstube mit dem Herrgottswinkel und die Schlaf- und Drechselstube („Dreggestobe“). Die Ausstellung zeigt auch historische Drechselbänke und veranschaulicht die Geschichte des im Dorf einst bedeutenden Handwerks der Drechsler. Die lehrreichen Drechsel- und Spinnvorführungen haben die Pastoren-Scheune bis weit über die Stadtgrenzen bekannt gemacht.
Ergänzend dazu wird nun die über 1000-jährige Dorfgeschichte in chronologischer Folge über einen spannenden Zeitstrahl auf 35 illustrierten Tafeln im Obergeschoss dargestellt. Überall begegnet den Museumsbesuchern als Wegbegleiter und Identifikationsfiguren die sächsische Bauernfamilie Tigge, die das dort Beschriebene bildhaft darstellt. Um die multifunktionale Ausrichtung des Kulturspeichers als Versammlungsraum zu bewahren, befinden sich an den schrägen Dachwänden Klapptafeln, die bei Raumbedarf einfach zurückgeklappt werden können. Neben sorgfältig ausgewählten Exponaten ergänzen zwei kontinuierlich erweiterbare Medientische die Dauerausstellung.
RUNDGANG MACHT DORFGESCHICHTE ERLEBBAR
Ein Rundgang beginnt im Foyer mit Informationen über die Gründungszeit des Dorfes. Von dort geht es zum Kulturspeicher, der in vier dorfgeschichtliche Phasen unterteilt ist: Düdinghausen als Freigrafschaft, als Waldecker Dorf, als kurkölnisches Dorf und als preußisches Dorf. In einem Nebenraum wird die Geschichte von 1919 bis 1948 durchleuchtet, und eine liebevoll eingerichtete Schlafkammer dokumentiert die Vertreibungsgeschichte der schlesischen Familie Kober, die in der Pastorenscheune im April 1946 eine Notunterkunft fand. Die jüngere Dorfgeschichte seit 1969 als Ortsteil der Hansestadt Medebach ist im angrenzenden Flur zu finden. Jeden ersten Sonntag im Monat ist im Kulturspeicher auch das Museumscafé geöffnet. Der Museumsrundgang endet wieder im Erdgeschoss, wo neben der Drechselstube und der Stube aus alter Zeit ein „Armutsraum“ mit Tafeln und Exponaten von der schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Situation zwischen 1820 und 1900 erzählt.
Horst Frese erklärt:
„Die Neuausrichtung des Museums und die damit einhergehende attraktive Dokumentierung ist ein wichtiger Schritt zur Bewahrung des Dorfkulturerbes für alle Altersgruppen.“
Geöffnet ist das Museum von April bis Oktober zwischen 15 und 17 Uhr jeden Donnerstag und am 1. Sonntag im Monat. Erwachsene zahlen 2 Euro, Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt. Gruppenführungen sind auch zu anderen Zeiten auf Anfrage möglich. Eine Museumsführung bekommen die Gäste für 1 Euro p.P. geboten. Das Museum ist dank eines Aufzuges weitgehend barrierefrei.