DIE TRADITION DER OSTERFEUER
EIN URALTER UND GLEICHZEITIG GANZ JUNGER BRAUCH



Sie sind ein ganz typisches Symbol für das Osterfest: die Osterfeuer, die fast in jedem Dorf ehrenamtlich gebaut und abends in der Dämmerung in gemeinschaftlicher Runde angezündet werden. Doch woher kommt diese Tradition?
Die Tradition des christlichen Osterfeuers reicht bis ins Mittelalter. In der Osternacht segnet der Priester das Feuer und entzündet die Osterkerze. Die leuchtende Flamme versinnbildlicht dabei den auferstandenen Jesus Christus als Licht der Welt. Bereits im Jahr 751 ist ein Briefwechsel zwischen dem Hl. Bonifatius und dem damaligen Papst über ein „Passahfeuer“ belegt, das in der römischen Kirche bis dato nicht bekannt war. Aber auch weltliche Oster- oder Freudenfeuer finden seit Jahrhunderten statt, mit denen das Ende des Winters gefeiert und die Wintergeister vertrieben werden sollen. Laut dem „Handbuch des deutschen Aberglaubens“ wurden die Feuer früher zur Heilung oder zum Schutz vor Krankheiten umtanzt und übersprungen. Der Asche des Osterfeuers wurde eine besondere Abwehrkraft nachgesagt. So wurde sie teilweise ins Viehfutter gemischt oder auf die Felder gestreut. Mit den Kohlestücken des Osterfeuers malten die Menschen Kreuzzeichen auf Haus- und Stalltüren. Ins Herdfeuer geworfen, sollten sie vor Blitzeinschlägen schützen.
„UNFUG DES JUNGEN VOLKES“
Die Osterfeuer waren zeitweise durchaus umstritten. So lehnte z.B. Martin Luther die Segnung des Feuers ab, weil er sie als päpstlich oder heidnisch ansah, so dass sie in einigen evangelischen Gegenden untersagt wurden. Im katholischen Herzogtum Westfalen verbot die kurfürstliche Regierung im Jahr 1788 gar die Osterfeuer, weil „durch den Zusammenlauf des jungen Volkes beim dunklen Abend mancher Unfug hervorgeht“.
Das soll als Ausflug in die Geschichte reichen. Denn bis heute sind die Osterfeuer eine beliebte Tradition, die es in fast jedem Ort gibt und die überall ihre individuellen Ausprägungen hat. Früher war das Osterfeuer oftmals der erste gesellige Termin nach der sechswöchigen enthaltsamen Fastenzeit. In den meisten Orten werden die Feuer am Karfreitag oder Karsamstag gebaut und am Ostersonntagabend, manchmal auch erst am Montag, entzündet. Eine Ausnahme ist hierbei Hallenberg, wo das vom Burschenverein tagsüber errichtete Osterfeuer schon am Karfreitag abgebrannt wird. Eine kurze Ausnahme gab es nur in den 1920er Jahren. Der Grund für den frühen Zeitpunkt ist geschichtlich nicht belegt, hat aber vermutlich mit der aufwändigen Osternacht zu tun, die in der darauffolgenden Nacht in Hallenberg stattfindet. Manchmal werden die Feuer von eigenen Osterfeuer-Vereinen oder der Dorfjugend gebaut, manchmal wechseln sich die heimischen Vereine dabei ab. Jeder Ort pflegt von seinen Aufbaugewohnheiten, der Form des Feuers und dem Ablauf und Rahmenprogramm des Abbrennens her seine eigenen Traditionen.
VERSCHIEDENE TRADITIONEN


Auch in unserer HEIMATLIEBE-Region unterscheiden sich diese Traditionen, werden von den Generationen weiter getragen und auch an die örtlichen oder zeitlichen Gegebenheiten angepasst. Drei – teilweise schon sehr alt, aber teilweise auch noch ganz jung – davon stellen wir hier vor:
In Berge ist das Osterfeuer mit einer Rallye verbunden, die in der Corona-Zeit entstanden ist. Die kleinen und großen Berger können in den Tagen vorher auf die Suche nach einem Lösungswort gehen und sich damit am eigentlichen Osterfeuer eine Überraschung abholen….und sogar eine Runde mit dem Osterhasen tanzen!
Ein sehr stimmungsvolles Osterfeuer brennt im Hesborner Steinbruch. 22 Jahre lang hatte das Dorf auf diese Tradition verzichtet, weil es am Karfreitag 2002 beim Aufbau ein schreckliches Unglück gab. Im vergangenen Jahr hat der Förderverein nun erstmals wieder ein Osterfeuer in anderer Form – es erinnert an die ortseigene Tradition der Kohlenmeiler – und an einem anderen Ort gebaut.

Seit über 125 Jahren bauen die Düdinghauser ein imposantes Osterkreuz im weithin sichtbaren Kreuzberg auf, das rund 20 Meter lang ist und aus Windlichtern mit brennenden Kerzen besteht. Die Idee dazu hatte seinerzeit Pastor Otto Rehne, der 1898 oder 1899 mit den Jungen aus dem Dorf 33 Nischen in den Felsen des Kreuzberges schlug, auf die Kerzen gestellt wurden, damals noch auf den so ortstypischen gedrechselten Holztellern. 33 – diese Zahl sollte das Alter von Jesus versinnbildlichen. Seitdem wird diese Tradition fortgeführt und die Stufen – mittlerweile sind es 60 und das Kreuz dadurch deutlich größer – jedes Jahr von Gestrüpp befreit. Die Zahl 33 hat aber immer noch Symbolcharakter: Wenn das Kreuz in der Dämmerung am Ostersonntag angesteckt wird, schießen die Düdinghauser 33 Feuerwerksraketen in den Nachthimmel. Zu Ehren der Kommunionkinder wird das Osterkreuz am Abend des Weißen Sonntags eine Woche später noch einmal angesteckt.
Text: Rita Maurer Fotos: Rita Maurer