WENN MAN ÜBER DIE THEMEN „WETTER UND KLIMA“ SPRICHT, HANGELT MAN SICH IMMER AN DURCHSCHNITTEN ENTLANG – SIE SIND DIE GRUNDLAGE DAFÜR, WAS WIR ALS „NORMAL“ ODER EBEN ALS „NICHT NORMAL“ EINSCHÄTZEN. DURCH DIESE VERGLEICHE WIRD UNS QUASI ETWAS AUFDIKTIERT, WAS EIGENTLICH AUS VERGANGENEN ZEITEN STAMMT.
Der Grund hierfür ist, dass man Klima bzw. einen Klimawandel immer erst dann statistisch erfassen kann, wenn man über einen Zeitraum von 30 Jahren hinausblicken kann. Aktuell vergleichen wir unsere Jahre und Monate mit den mittleren Temperaturen, Regenmengen und Windgeschwindigkeiten des Zeitraums 1991-2020. Manchmal wird noch als Zusatzinformation der Vergleich zu den Jahren 1961-1990 hinzugefügt.
Diese Zahlenflut macht das Verst.ndnis nicht weniger komplex, sie ist aber aufgrund der sich veränderten Zeiten, in denen wir leben, wohl zwingend notwendig. So bezeichnen wir die Jahre 1961-1990 auch als „altes Klimamittel“. Konkret ist damit der Zeitraum gemeint, der in etwa auch mit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vergleichbar ist und sich im Allgemeinen noch weitgehend unbeeinflusst von der Klimaerwärmung verhält. Seit Ende der 1980er-Jahre hat es auch bei uns im Sauerland einen deutlichen Wandel gegeben, es ist spürbar wärmer geworden. Ebenso haben sich die Niederschläge verändert und sich vor allem auch innerhalb der Jahreszeiten verschoben.
Der Mensch hingegen gewöhnt sich recht schnell an andere Bedingungen. Hinsichtlich des Wetters reichen meist schon etwa fünf Jahre und man erinnert sich nur noch wenig an die Zeiten davor. Ein klassisches Beispiel ist die Witterung im diesjährigen Mai. Der Monat war im Sauerland der drittwärmste seiner Art in den vergangenen 100 Jahren. Tatsächlich glaubte man dieser Statistik am Monatsende kaum. Teils kam sogar die Aussage: „Ich musste in diesem Mai mehrfach den Ofen anmachen, das war früher nicht so“.
Doch: Das war früher so! In den 1970er und 80er-Jahren zeigte sich der Mai auf den Sauerländer Bergen teilweise noch als ein Spätwintermonat mit Frösten und Schneeschauern. Der Sommer war damals eher verregnet mit nur wenigen freundlichen Phasen und maximal einzelnen Hitzetagen. Auch durch die Anfeuerung der heutigen Konsum- und Medienlandschaft sind Sommermonate ohne wochenlanges Bade-, und Grillwetter nach jetzigen Maßstäben einfach nur „unterirdisch“. Wahrscheinlich würde die heutige Gesellschaft nach 2-3 Sommern der späten 1970er- und 1980er-Jahre kollektiv ans Mittelmeer auswandern.
Es hat sich also etwas verändert, und wir haben uns daran gewöhnt!