AUF VIER PFOTEN IN DIE SCHULE
MIT GEZIELTEM TRAINING WERDEN HUND UND MENSCH ZUM PERFEKTEN TEAM.
Snorre spitzt die Ohren. Der zweijährige Border Collie ist gespannt und lässt sich weder durch die fremde Reporterin noch die Fotografin ablenken. Seine Aufgabe: Er soll gleich einen sogenannten Dummy finden, den seine Besitzerin Elke Jackel gerade versteckt und dabei auch noch einige Ablenkungsmanöver einbaut. Trotz seiner sichtbaren Vorfreude bleibt Snorre brav in der „Sitz“-Position und wartet, bis endlich das ersehnte Kommando samt einem Handzeichen kommt: „Voran!“ Zielgerichtet sprintet der junge Rüde los, würdigt die Ablenkstationen keines Blickes, sondern sucht konzentriert den Dummy, den er dann auch ruckzuck findet und stolz zu Elke Jackel bringt. Als Belohnung gibt es ein dickes Lob, ein Leckerchen und eine Spielrunde, denn das mag Snorre am liebsten, genau wie Pelle, der zweite Border Collie der Familie.
Man merkt es ihm nicht an, aber Pelle ist mit seinen 13 Jahren schon im Hunde-Rentenalter und trotzdem noch topfit. Er ist ausgebildeter Suchhund und zeigt uns, wie schnell und zielstrebig er auf dem Rothaarsteig trotz Wind und vieler Wanderer seine Spur verfolgt und unsere einige hundert Meter weiter im Gebüsch versteckte Fotografin findet, nachdem er vorher weniger als eine Sekunde an einem Stoffstück von ihr geschnuppert hat. Diese gezielte Suche nach einer bestimmten Person mithilfe einer Geruchsspur nennt sich „Mantrailing“. Daneben gibt es noch die Flächensuche, bei der Personen gesucht werden, die sich z.B. im Wald verirrt haben.
Professionelle Rettungshundeführer führen eine solche Flächensuche nach Katastrophen wie Erdbeben, Fluten oder Lawinen durch, erzählt Elke Jackel. Sie betreibt in Winterberg mit ihrem Mann die Schule „Suchhunde Nase vorn!“. Dort können Mensch und Tier ein individuelles Hundetraining vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen und vom Welpen bis zum Senior buchen.



A&O DER ERZIEHUNG
Hand aufs Herz – im Sauerland kommt es jetzt glücklicherweise nicht so oft vor, dass man Menschen nach Erdbeben oder Lawinenabgängen suchen muss. Warum ist ein solches Hundetraining trotzdem hilfreich? „Wir begeistern Mensch und Hund für ein Hobby, das die Vierbeiner körperlich und geistig auslastet. Dabei lernt der Hundeführer zusätzlich ganz viel über seinen Hund und sich selbst“, erläutert Elke Jackel. Die Menschen erkennen dabei die Körpersprache ihres Tieres, sie lernen den Hund quasi zu lesen und seine Reaktionen sicher einzuschätzen – und umgekehrt.
Ein Hundetraining ist also für jeden sinnvoll, der seinen Hund – egal welcher Rasse – und auch sich selber einschätzen lernen möchte und Anregungen sucht, mit denen sich beide oder sogar mit der ganzen Familie beschäftigen können, sagt Elke Jackel. Das kann spielerisch sein, aber auch durchaus auch sportlich werden, denn die Rettungshunde-Arbeit gilt als echte Sportart, in der es Wettbewerbe bis hin zu Weltmeisterschaften gibt.
So hoch will aber gar nicht jeder Kunde der Hundeschule hinaus. Oft geht es zunächst einmal um die Grunderziehung. Auch hierfür hat Elke Jackel ein Angebot: „A&O-Training“. Ziel dabei ist es, die wichtigsten Gehorsamsregeln, also das A&O, zusammen mit dem Hund zu erarbeiten. Dabei geht sie auf individuelle Wünsche ein, die lauten können: Ich möchte, dass mein Hund…
• auf mich hört,
• mich als „Chef“ akzeptiert,
• kommt, wenn ich ihn rufe,
• andere Menschen ohne Bellen und Hochspringen begrüßt,
• gelassen bleibt, wenn wir anderen Hunden begegnen,
• an lockerer Leine läuft,
• zusammen mit mir auf eine Gittertreppe oder in einen Aufzug geht,
• nach einem Training oder Spaziergang zuhause zur Ruhe kommt.
Für ein solches A&O-Training gibt es kein Patentrezept, es wird auf die Fähigkeiten bzw. Bedürfnisse von Hund und Mensch abgestimmt. Beide lernen theoretisch und praktisch wichtige Kommandos und Verhaltensweisen, was für mehr Harmonie untereinander sorgt und eventuelle Stress-Situationen entschärft. Die Hundebesitzer bekommen Tipps, um ihren Hund besser zu verstehen, zu motivieren und auch zu belohnen. Dadurch, dass der Hund bei einem solchen Training lernt, sich in verschiedenen Situationen mit anderen Menschen und Tieren angemessen zu verhalten, wird er geistig, körperlich und auf sozialer Ebene gefordert, was hilft, Langeweile und eventuell damit verbundene Verhaltensfehler zu vermeiden. Das Dummy-Suchen, bei dem der Hund auf Zeichen und Pfiffe reagiert, oder die Nasenarbeit beim Mantrailing sind solche fordernden Aufgaben, die viel Abwechslung in den Alltag bringen.
BINDUNG DURCH ERFOLGSERLEBNISSE
Ein Hundetraining ist somit kein überambitioniertes Unterfangen, sondern trägt dazu bei, dass ein Hund gut erzogen und ausgeglichen wird. Und ein zusätzlicher Effekt, der sich ganz automatisch durch das Training ergibt: Die gemeinsam verbrachte Zeit und die Erfolgserlebnisse vertiefen die Bindung zwischen Mensch und Tier!
Wenn Elke Jackel von diesen Erfahrungen mit ihren Kunden erzählt, spürt man sofort, wie sehr sie für die gute Ausbildung von Hunden brennt. Das war bei weitem nicht immer so, denn bis vor rund 20 Jahren hat die gelernte Diplom-Verwaltungsbetriebswirtin bedingt durch mehrere Bisse lieber einen großen Bogen um diese Tiere gemacht. Durch ihren Mann Kaare, ein gebürtiger Norweger, der viele Jahre Rettungshunde ausgebildet hat und in Katastrophengebieten im Einsatz war, hat sie gelernt, die Körpersprache von Hunden einzuordnen und ihre persönliche Angst abzubauen. 2017 erwarb sie die Trainerlizenz für Rettungshunde-Sport und Mantrailing, qualifizierte sich vor drei Jahren zur Hundetrainerin weiter und verfügt zudem über die vom Tierschutzgesetz geforderte Erlaubnis, gewerbsmäßig Hunde bis hin zum Rettungshund auszubilden.
Wo findet nun ein solches Training statt, und wie lange dauert es? Antwort: Fast alles ist möglich – angefangen bei einem Einzeltermin von einer halben Stunde bis hin zu regelmäßigen Treffen als Einzeltraining oder gemeinsam mit bis zu drei Teams. Die Hundebesitzer können nach Winterberg kommen, Elke Jackel macht im Umkreis Sauerland und Waldecker Land aber auch Besuche vor Ort. Ein Übungsplatz – der ist so gut wie überall! Das kann der eigene Garten sein, die Innenstadt, eine Wiese oder der Wald. Falls Hundebesitzer auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, kann das Training entsprechend aufgebaut werden.



TRAINING AUCH FÜR URLAUBER
Sehr beliebt sind in der Tourismus-Hochburg Winterberg Trainings im Urlaub. Viele Touristen reisen mit Hund an, nutzen die entspannte freie Zeit für ein Coaching und nehmen einen Koffer voll guter Tipps mit nach Hause. Auf Nachfrage sind im Berghotel Hoher Knochen auch mehrtägige Kurse mit Unterstützung bei den Unterkunftsbuchungen realisierbar.
Pelle und Snorre bleiben die ganze Zeit des Interview-Termins geduldig. Sie haben unbewusst alles gezeigt, wofür die Angebote von „Suchhunde Nase vorn“ stehen:
Zuerst die unbekannten Besucher freudig, aber trotzdem nicht wild, sondern angenehm zurückhaltend begrüßt, für das Vorgespräch auf das Kommando zum Raum-Verlassen gehört, ihre jeweiligen Aufgaben – Snorre das Dummy-Suchen und Pelle das Mantrailing
– aufmerksam ausgeführt, ohne sich vom Drumherum ablenken zu lassen, anschließend ausgelassen zur Belohnung getobt. Jetzt ist Zeit für ein zufriedenes Nickerchen. So muss ein Hundeleben sein!
Text: Rita Maurer Fotos: Steffi Rost
Elke Jackel, Unterm Dumel 33, 59955 Winterberg, suchhunde-nasevorn.de, hej@suchhunde-nasevorn.de, 02981 9281 308 oder 0157 84303833