Hochwasserlage in Arnsberg und Sundern

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Das KJG-Lager in Oeventrop stellte sich bereit, die Schützenhalle mit Sandsäcken zu beschützen.
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Das Sturmtief Bernd machte sich am Mittwoch, 14.07.21, über’s Sauerland her. Besonders schwer betroffen waren verschiedene Orte und Städte in Arnsberg und Sundern. Sowohl die Stadt Arnsberg als auch die Stadt Sundern haben daher heute jeweils eine Pressekonferenz abgehalten / eine Pressemeldung herausgegeben, um die Bürgerinnen und Bürger über die aktuelle Lage zu informieren. Insbesondere in Sundern wurde gestern aufgrund der hohen Wassermengen der Katastrophenalarm ausgerufen. Im Folgenden könnt Ihr die Berichte der Pressekonferenzen aus Arnsberg und Sundern lesen:

Die Lage entspannt sich langsam. Schadensaufnahme, Aufräumarbeiten und Nachdenken über Vorbeugung in Sundern

Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke hatte nach dem Starkregen-Jahrhundertereignis mit massiven Überschwemmungen im gesamten Stadtgebiet zur Pressekonferenz geladen, mit Unterstützung der Pressesprecher der Feuerwehr Stefan Voss und Elmar Müller gab er eine erste Lageeinschätzung. Die gute Nachricht vorab: Es konnten mit dem massiven Einsatz der Feuerwehr- und Hilfskräfte Schäden für Leib und Leben sowie schwere Umweltschäden verhindert werden.
400 Einsatzkräfte haben in den vergangenen 36 Stunden alles gegeben, und mehr als 300 Rettungseinsätze bei dieser unvorhersehbaren Ereignislage geleistet. Derzeit werden noch Keller in der Fußgängerzone, anschließend in Hachen leergepumpt. Leider sei in Hachen als tiefst gelegener Punkt in Sundern erst zuletzt ein Auspumpen überhaupt möglich.

Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke nutzte ein kurzes Gespräch mit HEIMATLIEBE auch für Dankesworte: „Unser Dank gilt allen Rettungskräften, unter ihnen Feuerwehr, THW, DRK, Technische Dienste der Stadt, private Unternehmen wie Westnetz und Hilgenroth, für ihren unermüdlichen Einsatz. An allen betroffenen Orten im Stadtgebiet, die ich in den vergangenen 36 Stunden besucht habe, bin ich auf so viele hilfsbereite Menschen gestoßen. ‚Jetzt müssen wir ran!‘ war die entschlossene, anpackende Mentalität, die ich überall spüren konnte. Danke an Sie, an Euch alle, für die helfenden Hände und die starke Gemeinschaft.“
In die Zukunft gerichtet gelingt der Blick eher zweischneidig. Wiewohl die Stadtverwaltung (Lars Ohlig und KRW) das Ereignis in der Tat als einzigartiges und unvorhersehbares Naturereignis werten, ist nicht absehbar, dass es mit gleicher Wucht nicht kurzfristig wieder auftreten könne, vor dem man sich also auch nicht schützen könne. Planungen müssten gleichwohl umgehend aufgenommen werden, unter Auswertung von Messdaten zu Regenmengen und Fließgeschwindigkeiten, darunter die Planung von Renaturierungsflächen und weitere Schutzmaßnahmen. Ohlig zeigte auf, dass die großen „Borkenkäfer“-Brachen in den Wäldern derzeit  einen zu schnellen Wasserabfluss zulassen, dabei werden Geröll und Astwerk schlicht mitgerissen. Ein verstärkender Effekt also. Planungen sollen auch die Themen Wasserabfluss von Dachflächen, Ausbau nicht erschlossener Straßenbereiche für kanalisierten Wasserabfluss einschließen. Nicht zuletzt will die Stadtverwaltung auch Hilfestellung leisten für die privaten Vorsorgemaßnahmen.

Stichwort Aufräumarbeiten: Stefan Urny kündigt an, dass die Zeiten für die Sperrmüllabfuhr in den betroffenen Gebieten für die kommenden Wochen erweitert werden. Terminbuchungen sind über die Homepage unter dem Stichwort „Hochwasser“ möglich. Bleibt zu hoffen, dass allen, insbesondere den erschöpften Einsatzkräften ein solches Ereignis nicht wieder geschieht, auf dass es ein Jahrhundert-Ereignis bleibt!

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Die überflutete Fußgängerzone in Sundern (Foto: Andre Geißler)

Hochwasserlage Stadt Arnsberg: Aktuelle Situation (Stand 15. Juli, 12 Uhr)

Arnsberg. Die Auswirkungen von Sturmtief Bernd sorgen seit den Morgenstunden weiterhin für Einsätze der Feuerwehr. Die Pegelstände der Flüsse Ruhr und Röhr gehen zwar zurück, dennoch gibt es weiterhin kritische Wasserstände im Stadtgebiet. Die Einsatzschwerpunkte liegen weiter in den Ortsteilen Müschede und Oeventrop. Aktuell (Stand: 12.15 Uhr) wurde die Feuerwehr im gesamten Stadtgebiet zu insgesamt 132 Einsatzstellen gerufen. Insgesamt waren bis jetzt 290 Feuerwehrkräfte im Einsatz. Personen sind glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen.
Bürgermeister Ralf Paul Bittner: „Wir mussten dramatische Stunden erleben. Das Starkregenereignis um Sturmtief Bernd zeigt vor Ort aktuell ganz deutlich, wie wichtig es ist die Folgen von Klimaveränderungen und deren Auswirkungen sehr ernst zu nehmen: Selbst eine große Maßnahme wie die Renaturierung der Ruhr kann nicht solche Wassermassen aufnehmen.“ Gesperrt ist aktuell weiterhin die Dinscheder Brücke in Oeventrop, alle weiteren Straßen im Stadtgebiet sind befahrbar. Nachdem in Oeventrop gestern Abend Häuser an der Glösinger Straße evakuiert werden mussten, können die Bewohner*innen zwischenzeitlich teilweise zurückkehren. Der Pegelstand der Ruhr lässt ein Auspumpen der Keller aber weiterhin nicht zu.
Im Verlauf des gestrigen Abends wurde in Oeventrop vorsorglich die Schützenhalle gegen den steigenden Pegelstand der Ruhr geschützt, indem mit schwerem Gerät ein Wall errichtet und Sandsäcke angehäuft wurden. Auch das Gewerbegebiet „Wagenbergstraße“ in Hüsten wurde unter Mithilfe der Technischen Dienste gesichert und mit schwerem Gerät ein ca. 100 Meter langer Damm errichtet. Das Gebiet Binnerfeld in Neheim wurde gegen direkten Zulauf der Ruhr gesichert.

Bürgermeister Ralf Paul Bittner betont: „Von Herzen ein großes Dankeschön für den unermüdlichen Einsatz der Feuerwehren sowie aller weiteren Rettungsdienste – die Kolleg*innen agieren auch im Dauereinsatz professionell, schnell und überlegt. Ich bin außerdem sehr dankbar für den großen nachbarschaftlichen und spontanen Einsatz vieler Anwohnerinnen und Anwohner, die an vielen Stellen in der Stadt noch schlimmeres verhindern konnten. In Oeventrop haben zum Beispiel viele Menschen spontan mit angepackt als es darum ging, Sandsäcke zu schleppen und zu stapeln. Gemeinsam werden wir die Ursachen analysieren und zusammen mit der Politik alles tun, um den aktuellen klimatischen Entwicklungen mit zukunftsfähigen Konzepten zu begegnen.“ Die Stadt Arnsberg appelliert dringend an alle Menschen im Stadtgebiet: Bitte begeben Sie sich nicht selbst in Gefahr. Seien Sie achtsam in Ihrer Nachbarschaft – sollten Sie hilfelose Menschen in der Nachbarschaft nicht selber unterstützen können, verständigen Sie bitte die Feuerwehr unter 112.

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