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Gerlingen. Ein leckeres Brötchen mit Honig – das gehört für viele Menschen zu einem guten Frühstück einfach dazu. Wo der süße Nektar herkommt, weiß jedes Kind: Es sind unzählige fleißige Bienen, die den süßen Nektar für uns produzieren. Nur die wenigsten wissen allerdings, dass auch Obst, Gemüse, Raps- oder Sonnenblumenöl in unseren Küchen fehlen würden, wenn es keine Bienen gäbe. „Der Nutzen dieser Tiere für unsere Welt wird weit unterschätzt“, betont Wendelin Albus aus Gerlingen, Imker in der vierten Generation.

„Schon meine frühesten Kindheitserinnerungen sind mit Bienen verknüpft“, sagt Wendelin Albus, der gebürtig aus Bleche kommt. Dort haben bereits sein Vater, sein Großvater und der Urgroßvater Bienen gehalten. Der Umgang mit den Tieren wurde den Kindern der Familie quasi in die Wiege gelegt – Berührungsängste gab es keine. „Ich weiß noch, wie mein Vater einmal ein komplettes Bienenvolk im Wohnzimmer auf einen Pappdeckel geschüttet hat. Wir Kinder haben dann die Königin aus dem Schwarm herausgesucht“, erinnert sich der Imker schmunzelnd. Gefährlich gewesen sei das nicht: „Wenn man weiß, wie man mit den Bienen umgehen muss, ist die Gefahr, gestochen zu werden, relativ gering“. Denjenigen, die doch einmal gestochen werden – etwa, weil sie sich versehentlich auf eine Biene setzen und diese zusticht, um sich zu verteidigen – rät der Experte, den Stich mit einer frisch aufgeschnittenen Zwiebel einzureiben. Diese enthalte viel Feuchtigkeit und habe zudem eine leicht desinfizierende Wirkung.

Der Herr der Bienen: Wendelin Albus ist Imker in vierter Generation - region
Angst vor Stichen hat der leidenschaftliche Imker nicht.

Global betrachtet hängen 75 Prozent der angebauten Nutzpflanzen von den Bienen ab: Die kleinen Hautflügler fliegen von Blüte zu Blüte, um Nektar und Pollen zu sammeln, und bestäuben dabei gleichzeitig die angeflogenen Pflanzen. Sie sorgen also quasi ganz nebenbei dafür, dass die Pflanzen befruchtet werden und Früchte und Samen ausbilden können. Für das Ökosystem und den Erhalt der biologischen Vielfalt auf der Erde sind sie damit unverzichtbar. „Ohne Bienen wäre die Menschheit schnell am Ende“, weiß Albus, der in den 1970er Jahren im Gerlinger Ohl ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft hat, auf dem er in unzähligen Stunden ein großes Bienenhaus errichtet hat. „In jedem Stock leben bis zu 100.000 Bienen. Durchschnittlich gewinne ich pro Jahr und Stock rund 45 Kilogramm Honig“, erklärt der 71-Jährige, der neben Honig und Wachs auch Blütenpollen, Propolis und Gelee Royal gewinnt.

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Aus den Waben gewinnt der Gerlinger Honig, den er in einem kleinen Laden am Haus verkauft.

Honig ist nicht nur als Brotaufstrich und natürliches Süßungsmittel beliebt – durch seine entzündungshemmende Wirkung kann er beispielsweise auch Halsschmerzen lindern. Blütenpollen zählen zu den nährstoffreichsten Nahrungsmitteln der Natur überhaupt. Sie können im Saft, im Smoothie, Joghurt, Apfelmus und Müsli vermischt oder einfach gelutscht werden. Beim Gelee Royal handelt es sich um den Bienenköniginnenfuttersaft, den die Bienen eigens für ihre Anführerin produzieren. Gesundheitsfördernde Eigenschaften werden sowohl dem Gelee Royal als auch dem Kittwachs der Bienen nachgesagt, der als Propolis bezeichnet wird. Beim Menschen soll er etwa gegen Erkältungskrankheiten vorbeugen und das Immunsystem stärken.

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In seinem großen Bienenhaus hat Wendelin Albus allerlei Gerätschaften zur Aufzucht seiner Bienen.

Im gesamten Jahr gibt es keinen Tag, den der pensionierte Fernmeldetechniker nicht mit seinen Bienen verbringt. „Es gibt immer was zu tun“, sagt Albus, der im Imkerverein Wenden organisiert ist und sein langjähriges Wissen über die fleißigen Insekten in Projektwochen auch an Kindergartengruppen oder Wandervereine weitergibt. Ganze 33 Jahre lang war er zudem als Wander-Imker unterwegs war. „Da die Bienen im Frühjahr in unserer Region witterungsbedingt früher aktiv sind als im Norden Deutschlands, bin ich jedes Jahr im Mai und Juni mit 40 bis 50 Bienenvölkern auf Wanderschaft gewesen. Erst ging es nach Meckenheim, dann ins Alte Land und schließlich hoch bis nach Fehmarn. Meine Bienen haben dort die riesigen Obst- und Rapsfelder bestäubt.“ Der zunehmende Einsatz von Pestiziden in der modernen Landwirtschaft sowie die Tatsache, dass selbst in ländlichen Bereichen immer mehr Blumenwiesen aus den Ortschaften verschwinden, machen es den fleißigen Helfern allerdings immer schwerer, geeignete Nahrung zu finden. Insektenforscher aus Nordrhein-Westfalen haben herausgefunden, dass die Biomasse von Fluginsekten in Biotopen in den vergangenen 30 Jahren um mehr als 70 Prozent zurückgegangen ist. „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass es sich bei den Bienen um die wichtigsten Nutztiere überhaupt handelt“, hebt Albus hervor. Dabei könne jeder etwas tun, um dem Insektensterben entgegenzuwirken: „Weniger Steingärten, mehr Blumenbeete oder natürliche Wiesen – das wäre ein guter Anfang“, sagt der Imker.

Text + Fotos: Silke Clemens

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