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Von Rita Maurer

Medebach. Es ist über 380 Jahre her – und doch immer noch aktuell: Im Jahr 1636 haben die Medebacher Einwohner während des Dreißigjährigen Krieges in großer Not ein Gelübde abgelegt. Sie versprachen, jedes Jahr am Namenstag von Johannes dem Täufer Ende Juni eine Messe und eine Prozession abzuhalten, um weiteres Unheil durch die Kriegswirren von ihrer Stadt abzuwenden. Dieses Gelübde wird in Medebach mit dem „Gelobten Fest“ bis heute eingehalten.

Der Dreißigjährige Krieg, der von 1618 bis 1648 andauerte, brachte auch in unsere Region ein heute unvorstellbares Leid. Medebach war durch seine direkte Lage an der Grenze zwischen dem kurkölnischen Westfalen und dem hessischen Waldeck hart umkämpft und wurde mehrfach komplett abgebrannt und ausgeraubt. Allein zwischen 1634 und 1636 fielen den kriegerischen Auseinandersetzungen 260 Häuser, Ställe, die Kirche, das Rathaus und die Schulen zum Opfer. 1634 blieben nach einem Feuer gerade einmal 17 Häuser der Stadt stehen, die einige Monate später dann auch noch verbrannten.

Flucht in die Wälder

Die Einwohner von Medebach und dem hessischen Nachbardorf Hillershausen flüchteten damals wochenlang in die umliegenden Wälder.  Zu allem Elend brach auch noch eine Pest-Epidemie aus. Insgesamt 322 Menschen starben in dieser Zeit durch Hunger, Krieg oder die Pest –  und damit ein Drittel der Bevölkerung.

Die Ursache für dieses unsägliche Elend sahen die Medebacher darin, dass Gott sie angeblich für ihre Sünden strafen wollte. Deshalb verfassten der damalige Bürgermeister Hermann Schmidt sowie einige Stadt- und Kirchenvertreter ein Gelübde mit dem Versprechen, jährlich einen Gottesdienst mit anschließender Prozession „mit gebührender Referenz und höchster Festivität“ zu feiern.

Vom Gelobten Fest, dem Klapperhaus und der Martini-Bruderschaft - region, region-wi-me-ha, medebach
Fotos (2): Alfred Koebe

Seit dem Jahr 1636 gehört das Gelobte Fest somit ununterbrochen zu den höchsten Feiertagen in Medebach, obwohl die Stadt im 19. Jahrhundert mehrere Brandkatastrophen erlebte, die die Menschen zweifeln ließen. Das Gelobte Fest wird jeweils am Samstag vor dem Johannistag gefeiert, in diesem Jahr fällt der Termin auf den 23. Juni. Morgens findet ein feierliches Festhochamt statt, an dem ebenso wie an der folgenden Prozession unzählige Bürger, die Fahnenabordnungen der Medebacher Vereine und auch die Nachbarn aus Hillershausen teilnehmen. Bürgermeister Thomas Grosche liest dabei den Original-Text des Gelübdes vor. Die Geschäfte bleiben geschlossen, außerdem soll nach alter Tradition kein Bürger an diesem Tag die Stadt verlassen. Am Tag darauf wird traditionell die „Todesangst-Andacht“ mit einer Sakramentsprozession zelebriert, um für eine gute Sterbestunde zu beten – ein eindrückliches Zeichen, in welch existentieller Angst die Medebacher lebten.

Straßennamen erinnern an die Vergangenheit

Aber nicht nur das Gelobte Fest erinnert an diese schwere Zeit der Hansestadt. So halten z.B. zwei Straßennamen das Andenken hoch. Dem ehemaligen Bürgermeister Hermann Schmidt ist eine Straße gewidmet. Weiter gibt es die Straße „Zum Klapperhaus“ in der Nähe der Schützenhalle. Hier soll früher ein „Siechenhaus“ gestanden haben, in dem die an Pest erkrankten Einwohner streng abgetrennt von der restlichen Bevölkerung leben mussten, um die Ansteckungsgefahr zu senken. Wenn sie etwas brauchten, machten sie mit Klappern auf sich aufmerksam. Deshalb ist bis heute der Name „Klapperhaus“ erhalten geblieben.

Und noch eine weitere lebendige Erinnerung gibt es: Um den auch nach ihrem Tod noch hochansteckenden Pesttoten eine würdige Bestattung zu ermöglichen, gründeten mutige Männer aus Medebach 1636 die Martini-Bruderschaft und begruben die Toten. Dabei setzten sie ihre eigene Gesundheit und sogar ihr Leben aufs Spiel. Bis heute begleiten die Martini-Brüder ehrenamtlich alle Medebacher Verstorbenen auf ihrem letzten Weg und tragen bei Prozessionen den Baldachin.

Das Festhochamt zum Gelobten Fest findet am 23. Juni 2018 um 9.30 Uhr in der St. Peter und Paul-Kirche in Medebach statt, anschließend folgt die Prozession auf ihrem traditionellen Weg durch Marktstraße, Österstraße, Kapellenstraße und Kirchstraße.

 

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