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Karin Müller ist ein glücklicher Mensch. Sie hat ihren Traumberuf. Sie arbeitet da, wo unsere Vergangenheit für unsere Zukunft gesammelt wird. Oder besser: Karin Müller sammelt sie und das seit mehr als drei Jahrzehnten. Die Diplom-Bibliothekarin ist Sachverwalterin der südwestfälischen Regionalgeschichte, Mittlerin von Erinnerungen und dem Heute und Morgen. „Bereits in meinem Studium habe ich Spezialbibliotheken schätzen gelernt. Hier kann ich mir meinen Wunsch erfüllen, in einer solchen zu arbeiten“, sagt sie. Die mehr als 140 Jahre alte Landeskundliche Bibliothek des Märkischen Kreises in Altena bietet etwa 110.000 Bücher sowie 1.100 Zeitschriftentitel und ist eine wahre Fundgrube, wenn es um die Geschichte unserer Heimat geht.

Hallo Frau Müller, was macht die Landeskundliche Bibliothek des Märkischen Kreises so besonders?

Ihre lange Sammeltradition und ihrgewachsener Bestand. Sie ist über Generationen gehegt und gepflegt worden und für südwestfälische Geschichte einzigartig. Besonders stolz sind wir auf unsere Kostbarkeiten, also auf die Bücher, die zwischen 1520 und 1850 gedruckt wurden. Vor diesem Hintergrund ist sie die größte Spezialbi- bliothek für Südwestfalen.

Was ist die konkrete Aufgabe der Bibliothek?

Sie sammelt Bücher und Zeitschriften über die fünf Kreise von Südwestfalen und über die ehemalige Grafschaft Mark, die bis 1609 eine wichtige Rolle in der europäischen Politik gespielt hat. Ihr Augenmerk liegt auf Orts-, Familien-, Industrie- und Technikgeschichte.

Welche Besucher kommen zu Ihnen?

Schüler schreiben ihre Facharbeiten über die Drahtindustrie oder das Schützenwesen, Studenten ihre Bachelor- oder Masterarbeiten über die Rolle der Frauen im Ersten Weltkrieg oder die Literaturgeschichte der Nachkriegszeit. Autoren von Büchern oder Aufsätzen recherchieren über die Geografie oder Geologie des Sauerlandes oder die Kunst in südwestfälischen Kirchen. Heimatforscher suchen Informationen über Familien, Häuser und Höfe. Schülern bieten wir übrigens gern ein Praktikum an, in dessen Verlauf sie das Recherchieren von Literatur lernen.

Was ist das älteste Schriftstück?

Eines unserer ältesten Bücher ist gleichzeitig eines meiner Lieblingsstücke. Es stammt aus der Sammlung des Süderländischen Vereins für Orts- und Heimatkunde und wurde von dem Naturforscher Conrad Gessner 1587 veröffentlicht. Es heißt „Historiae animalium“ und beschreibt die Tierwelt aus damaliger Sicht. Seien es Insekten, Schlangen oder Löwen – die Zeichnungen lassen mich immer wieder schmunzeln …

Wie kommt die Literatur in die Bibliothek?

Das A und O ist das Lesen von Verlagsverzeichnissen und Internetportalen. Ich erfahre so, welche Verlage welche landeskundlichen Bücher aktuell veröffentlicht haben. Daneben durchforste ich alle unsere Zeitschriften auf wichtige Neuerscheinungen hin. Wichtig sind unsere Tageszeitungen. Sie geben Informationen über Jubiläen von Firmen, Vereinen oder Kirchengemeinden. Ob es eine Festschrift gibt – sie sind für uns besonders wichtig –, erfahre ich entweder aus der Zeitung oder durch gezielte Nachfragen.

Der Märkische Kreis liegt im äußersten Westen von Südwestfalen. Kann ich mich über den Bibliotheksbestand auch im Internet informieren?

Der elektronische Katalog der Bibliothek OPAC (Online Public Access Catalogue) informiert über  sämtliche Zeitschriften und die Mehrzahl unserer Bücher. Außerdem stehen unsere Lite- raturlisten – beispielsweise zum 200. Geburtstag der südwestfälischen Kreise – im Netz.

Wie wichtig ist Ihnen ein digitales Angebot?

Über eine Digitalisierung unserer Bücher denken wir intensiv nach. Ebenso – das ist noch Vision – über den Nachweis unserer Bestände in einer Metadatenbank.

Können Sie die Atmosphäre der Bibliothek in Worten beschreiben?

Vor allem der Lesesaal besticht durch seine besondere Atmosphäre, eine Mischung aus Gediegenheit und Modernität: Stuckdecke und Holzvertäfelung auf der einen und die problemlose Nutzungsmöglichkeit von privatem Laptop und Handscanner auf der anderen Seite.

Ihr Wunsch für die Zukunft?

Die Landeskundliche Bibliothek ist seit mehr als 140 Jahren eine feste Größe in der märkisch-westfälischen Geschichtsforschung. Ich wünsche mir, dass das auch in Zukunft so bleibt.

von Birgit Engel [Text]

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