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    Wenn Gabriella im Seniorenheim ihre Ukulele auspackt, dann scheinen Schmerzen und Sorgen vergessen, und wenn Bodo für den Herrn im Rollstuhl einen quietschbunten Luftballonhund bastelt, grinst der plötzlich wie ein kleiner Schuljunge. Und mit Mia Mumpitz und Jule Trule wird grauer Alltag kunterbunt.

Die innere rote Nase – oder: Wie werde  ich ein Clown? - region-arnsberg-sundernSie alle haben rote Nasen, bunte Kostüme und Requi­siten dabei, sind aber trotzdem ganz anders als die Clowns, die wir aus dem Zirkus kennen. Hinter ihren lächelnden Gesichtern verbergen sich nämlich keine Profis, sondern engagierte Ehrenamtliche, die gerade die erste Humorschulung der Caritas bei Christian Bach abgeschlossen haben. Bach selbst arbeitet bereits seit Jahren als Moderator, Zauberer und Clown in den Einrichtungen der Caritas und wurde gefragt, ob er sein Know-how nicht auch an andere Interessierte weitergeben könnte. Gemeinsam wurde dann das Konzept der Humor­schulung entwickelt. Der erste Kurs startete im vergangenen Jahr, der zweite begann in diesem Früh­jahr. Die angehenden Clowns lernen hier, sich ganz auf diese neue Rolle einzulassen. Vor­handene Die innere rote Nase – oder: Wie werde  ich ein Clown? - region-arnsberg-sundernHemmungen einfach über Bord zu werfen und öfter mal wieder so zu denken und zu handeln wie ein Kind. Denn Kinder agieren viel freier und vor allem intuitiver als die meisten Erwachsenen und genauso sollte auch ein Clown sein. Das erfordert von den Teilnehmern der Schulung ein Quäntchen Mut, bringt jedoch jede Menge Spaß.
„Die Aufnahmeprüfung war ziemlich schwer, aber der Quatschologiekurs war richtig super“, erklärt Jule Trule mit breitem Lächeln. Ihr Alter Ego Julia Orlando berichtet dann ganz ernsthaft, wie sie in der Humorschulung gelandet ist und wie sie ihre ersten Auftritte als Clown erlebt hat. „Eine Dame hat beispielsweise eine alte Freundin in mir gesehen und sich riesig gefreut, über vergangene Zeiten zu plaudern. Das war für mich ein ganz besonderer Moment.“ Auch Ingrid Pape kann bereits auf solche Erlebnisse zurück­blicken. Die ehemalige Krankenschwester arbeitete bereits zwölf Jahre ehrenamtlich in einem ambulanten Hospiz und hat durch Mundpropaganda von der Humorschulung erfahren. Sie lässt oft ihre Handpuppen für sich sprechen. „Einige von den alten Leutchen kommen plötzlich richtig aus sich raus, wenn sie mit einer der Puppen sprechen. Das habe ich schon bei meiner Schwiegermutter erlebt. Sie redete kaum noch vollständige Sätze, aber mit der Stoffschnecke meiner Tochter plauderte sie munter drauflos“, erzählt sie.

Intensive Begegnungen auf Augenhöhe

Das Besondere am Clownsein ist, sich auf das Gegenüber einzulassen. Die Clowns wollen nicht vorrangig ein Publikum unterhalten, sondern begeben sich auf Augenhöhe mit ihrem Gegenüber und holen die Leute dort ab, wo sie gerade sind. Das funktioniert nicht bei jedem und ist auch nicht leicht. Nach eineinhalb Stunden ist man richtig geschafft, erklären die Teilnehmer der Schulung übereinstimmend. Doch aus diesen oft intensiven Begegnungen nehmen sie auch selbst ganz viel mit. „Manche Leute wollen gar nicht mit uns reden, das muss man erst mal lernen zu akzeptieren und nicht zu fragen, was man falsch gemacht hat. Umso schöner ist es dann, wenn man eine Öffnung spürt und ein Lächeln geschenkt bekommt“, meint Bodo alias Herbert Hahner.

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Gabi Lüttig ist Krankenhausseelsorgerin aus dem Weser­bergland und erzählt: „Im Krankenhaus tauche ich nicht unbedingt im Kostüm auf, nur die rote Nase habe ich immer dabei. Humor ist ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit. Lachen motiviert und als Clown Gabriella darf ich auch einfach mal irritieren. Wenn ich dem Arzt das Stethoskop abnehme, um meine Herztöne mit denen der Patienten zu vergleichen, dann reagiere ich eher wie ein Kind, mit viel Neugierde und Phantasie, das bewirkt ganz viel. Natürlich muss man dabei auf den richtigen Zeitpunkt achten“, erklärt sie. Auch wenn das Kostüm manchmal im Schrank bleibt, die innere rote Nase haben die Teilnehmer der Humorschulung von nun an aber immer dabei. Denn Clowns dürfen eben ein bisschen mehr, vor allem die Welt ein wenig besser machen, einfach durch ein Lächeln.

Text und Fotos: Denise Weber

 

 

 

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