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Von Rita Maurer

Hallenberg. Bürgermeister Michael Kronauge muss den Text für seine Stadtführungen nun umschreiben. Wenn er bisher Gästen Hallenberg gezeigt hat, sagte er zum Burgplatz: „Hier soll angeblich mal eine Burg gestanden haben. Das ist aber nicht wirklich belegt, außerdem ist es wahrscheinlich keine Festung, sondern eher ein Holzverschlag gewesen, in dem ein paar Soldaten gehaust haben.“

Weitere spannende Funde bei Burgplatz-Ausgrabungen in Hallenberg - region, region-wi-me-ha, hallenberg
Foto: Rita Maurer

Seit Mitte Juli haben Maya Stremke und Andreas Knäpper von den Archäologischen Diensten aus Köln nun sehr deutliche Hinweise darauf gefunden, dass diese Burg vermutlich tatsächlich existierte und es sich dabei um eine große und wehrhafte Anlage gehandelt hat. Am Dienstag stellten sie diese Ergebnisse in einer Pressekonferenz vor. Neben bis zu 80 Zentimeter breiten und teilweise mindestens 1,20 Meter hohen Mauerresten wurde auch eine überraschend gut erhaltene Treppenanlage entdeckt.

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Armbrustspitze         Foto: Rita Maurer
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Spinnwirtel              Foto: Rita Maurer

 

 

 

 

 

 

Zahlreiche Keramikscherben, ein Teil eines Spinnrades und eine Armbrustspitze weisen darauf hin, dass die Funde in die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert werden können, abschließende Untersuchungen stehen noch aus. Das würde die bisherige Annahme stärken, dass um 1250 tatsächlich eine Burg gebaut wurde, die als Ursprung von Hallenberg gilt. Bislang gab es außer einem Dokument über den ersten Burgmann „Wigand von Medebeke“ aus dem Jahr 1259 und einer Münze aus 1250 keine Nachweise.

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Eine Stratigrafie aus verschiedenen Schichten. Der grünliche Bereich unten rechts weist auf eine ehemalige Grube für organische Abfälle hin – korrekte Mülltrennung schon im 13. Jahrhundert!!                                    Foto: Rita Maurer

Aus archäologischer Sicht besonders interessant ist eine sogenannte „Stratigrafie“ aus verschiedene Schichten (Straten). Hier entdeckten die Archäologen Mauerreste, darüber eine Brandschicht, auf der wiederum Steine und Scherben gefunden wurden, alle aus dem 13. und frühen 14. Jahrhundert. Das würde die These belegen, dass Hallenberg 1289/90 niedergebrannt und anschließend wieder aufgebaut wurde. Die Funde sind außerordentlich gut erhalten, weil der Burgplatz ab ca. Mitte des 16. Jahrhunderts der Stadt gehörte und bis heute nicht mehr bebaut wurde.

Die ehemalige Burganlage war deutlich größer als der heutige Burgplatz und nach Angaben von Dr. Hans-Werner Peine und Prof. Dr. Michael Baales vom LWL wohl als eine Anlage von mehreren stabil gebauten Häusern und einer Wehrmauer rundherum zu verstehen. Laut Dr. Peine habe es sich durchaus um eine größere Burganlage gehandelt, in der bis zu 60-70 Menschen gelebt haben könnten und die sich wahrscheinlich bis an die nordöstliche Stadtmauer neben der Nothelferkapelle und die heutigen umliegenden Wohnhäuser erstreckte.

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Foto: Rita Maurer

Den Funden nach zu urteilen, hatten die Häuser innerhalb der Burganlage ein stabiles Steinfundament aus Grauwacke-Steinen, die in den gewachsenen Schiefer hineingebaut und aufgrund ihrer Rundungen aus einem Fluss stammen.Weitere spannende Funde bei Burgplatz-Ausgrabungen in Hallenberg - region, region-wi-me-ha, hallenberg

Auf dem Fundament standen Fachwerkwände, die Dächer waren mit Schiefer gedeckt. Stadtarchivar Georg Glade erinnerte daran, dass die Hallenberger Häuser der „normalen“ Bürger noch bis ins 19. Jahrhundert Lehm- oder Strohwände hatten. Somit könnten die Funde Hinweise auf ein deutlich feudaleres Leben innerhalb der Burganlage sein. Endgültige Aussagen zur Hallenberger Burg werden die wissenschaftlichen Auswertungen ergeben.

Dr. Peine dämpfte die Euphorie über die Funde in Bezug auf deren Erhaltung und Einbeziehung in die geplante Burgplatz-Neugestaltung. „In der Kälte der typischen Sauerländer Winter überleben die Mauern keine zwei bis drei Jahre.“

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Foto: Rita Maurer

Eine Konservierung, um die Mauerreste dauerhaft sichtbar zu machen, sei schwierig und mit immensen Kosten verbunden: Er gab aus Sicht des LWL die Empfehlung, die Mauern mit einem speziellen Vlies abzudecken und wieder zu verfüllen. So könnten sie dauerhaft erhalten und ggf. in später neu untersucht werden.

Es wurde gestern beschlossen, die Grabungen weiter fortzusetzen. Die Kosten dafür trägt die Stadt Hallenberg. Bisher belaufen sie sich auf knapp 50000 Euro.

 

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Bei diesen Funden handelt es sich um Knochenreste und Zähne von Rindern, Hausschweinen und einer Wildsau.             Foto: Rita Maurer

 

 

 

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