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Von Rita Maurer

Winterberg. Dienstagabend, Anfang der Woche. Nicht der beste Tag für einen Kneipenbesuch. Auch das Wetter verleitet nicht unbedingt zu einem Abendspaziergang mit spontaner Einkehr. Die Tür zum Irish Pub in Winterberg aufschieben und – volles Haus! Die Theke und fast alle Tische sind besetzt mit Menschen, die sich fröhlich unterhalten, dabei Fußball gucken, Musik hören oder sich ein saftiges Steak gönnen. Inhaber Dan Corcoran kommt direkt zur Begrüßung und um ein paar freundliche Worte zu wechseln. Gibt es irgendeinen besonderen Anlass zum Feiern heute? Nein, es ist ein ganz normaler Tag im Blackwater Irish Pub.

„There are no strangers, only friends, who haven´t met yet!” – „Es gibt hier keine Fremden, nur Freunde, die sich bis jetzt noch nicht getroffen haben.“ Dieses Zitat steht an der Wand, es ist zugleich Dans Lebensmotto. Er stammt aus Cork in Südirland. Als junger Mann hatte er in London einen Irish Pub, dann reiste er mit 60 Mark in der Tasche nach Deutschland, um in Frankfurt zu jobben. Drei oder vier Monate sollte das dauern, so war damals sein Plan. Geworden sind daraus mittlerweile über 20 Jahre, in denen er sich erst in Frankfurt hochgearbeitet hat und nun gemeinsam mit seiner Frau Mina seit fast elf Jahren das „Blackwater Irish Pub“ in Winterberg leitet.

Bei Freunden im Blackwater Irish Pub in Winterberg - winterberg, region, region-wi-me-ha
Dan Corcoran war Mitinitiator der Schanzenbeleuchtung am St. Patrick´s Day Mitte März im Rahmen des weltweiten „Global Greenings“. Foto: Rita Maurer

Jeder ist willkommen und spürt das auch

Warum „Blackwater“? „Die Landschaft und das Klima im Südwesten Irlands sind sanft, und der Fluss Blackwater fließt gemütlich hindurch“, erklärt Dan mit typisch irischem Akzent. „Es gibt selten einen Grund, hektisch zu werden. Die ganze Umgebung lädt dazu ein, den Alltag zu feiern.“ Und wo geht das besser als in einem Pub? Diese Aussage ist nicht nur eine Floskel, sie wird gelebt im Irish Pub und überträgt sich sofort auf die Gäste. Ob extra zum Ausgehen fein gemacht, auf einen Absacker nach Feierabend oder gerade aus dem Bett gefallen – jeder ist hier willkommen und spürt das auch.

Bei Freunden im Blackwater Irish Pub in Winterberg - winterberg, region, region-wi-me-haDas Küchen- und Service-Team im Irish Pub ist eine kunterbunt gemischte Truppe: Deutsche, Belgier, ein Philippiner und natürlich Iren. Mit dabei sind auch Afrikaner, die als Asylbewerber ins Sauerland gekommen sind, so wie Tony aus Eritrea. Er heißt eigentlich Brhane, aber das war seinen Kollegen im Irish Pub zu kompliziert. Sein Vater wurde ermordet; Tony rettete sich in ein Flüchtlings-Camp in Äthiopien, verlor dort seine Schwestern, schlug sich auf einem überfüllten Schiff nach Italien und dann nach Deutschland durch. Er erzählt seine Geschichte abwechselnd auf Deutsch und Englisch mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass es einem als Kind des behüteten Sauerlandes ganz flau im Magen wird. Erst bei der Frage nach seiner Mutter sacken die Schultern nach vorne und ein Schatten fällt über sein Gesicht: „Manchmal kann ich sie anrufen. Ich vermisse sie so. Es ist doch meine Mutter. Aber ich werde sie wohl nie wiedersehen.“

Sam Addo aus Ghana ist eigentlich Landwirt. Auch sein Vater wurde aus politischen Gründen erschossen, er selber ging vor fünf Jahren auf die Flucht. In Winterberg hat er nun eine neue Heimat gefunden und ist mittlerweile fest angestellt im Irish Pub. Dan gibt nicht nur den beiden, auch anderen Menschen, die woanders durchs soziale Netz fallen, gern eine Perspektive. „Ich arbeite hart und erwarte das auch von meinen Leuten. Die Leistung und die Zusammenarbeit im Team müssen stimmen, das ist wichtig. Herkunft, Status oder Hautfarbe sind mir egal.“ Denn das Gefühl, nicht erwünscht zu sein, hat Dan schon am eigenen Leib erfahren: Noch vor rund 40 Jahren, während seiner Zeit in London, hingen an englischen Ladentüren Schilder mit der Aufschrift „No dogs, no blacks, no Irish“ (Keine Hunde, keine Schwarzen, keine Iren). „Die Jungs hier haben eine Chance verdient. Wir Iren sind 1845 auch aus unserem Land geflohen und in Amerika oder Australien gut aufgenommen worden. Das ist zwar 170 Jahre her, aber bis heute nicht vergessen.“

Harte Arbeit ist an der Tagesordnung

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Foto: Rita Maurer

Und hart arbeiten müssen die Angestellten im Irish Pub definitiv, denn es ist immer etwas los. Schwer haben es die Gäste nur bei der Auswahl, die ihnen die Getränke- und Speisekarte bietet: Allein zehn Fassbiere sind zu haben, darunter sieben irische inklusive der beiden Hausmarken Corcoran´s Celtic Red und Corocoran´s Celtic Gold Lager. Original Whiskey aus Irland darf in einem Irish Pub natürlich auch nicht fehlen – neun Marken sind im Angebot. Legendär sind neben den vielseitigen anderen Gerichten außerdem die Burger und Steaks auf der heißen Platte bei Dan – von echten irischen Weiderindern! Alle wichtigen Sportereignisse werden auf großen Fernsehern übertragen, jeden Samstag gibt es irische Live-Musik – und das alles bei freiem Eintritt.

Das Blackwater Irish Pub in Winterberg – ein Kommentar im Gästebuch bringt es ganz einfach auf den Punkt: „Weltweit eines der besten Irish-Pubs – außerhalb Irlands!!“

(Dieser Artikel ist zuerst in der gedruckten Heimatliebe Frühjahr/Sommer erschienen.)

 

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