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Von Rita Maurer:

Hallenberg. „Das Halleberger Bier is kütt Bier, es trecket em de Ögen zü – das Hallenberger Bier ist gutes Bier, es drückt einem die Augen zu!“ Nicht nur Friedrich Wilhelm Grimme hatte seinerzeit erkannt, dass in Hallenberg gebrautes Bier schon vor Jahrhunderten einen legendären Ruf genoss. Und dieser Ruf soll nun wieder aufleben: mit einer Besucherbrauerei, die Jörg Schütte und Jutta Pinzler aus Köln im altehrwürdigen „Hebammenhaus“, oder genauer in dessen ehemaligen Kuhstall, einrichten wollen.

Das "kütt Hallenberger Bier" kommt zurück - region, region-wi-me-ha, hallenberg
Der alte Kuhstall wird zur Privatbrauerei Foto: Rita Maurer

 

Rund 15000 Liter Bier sollen hier künftig pro Jahr gebraut werden und sechs bis acht Wochen reifen – voraussichtlich ein untergäriges helles Landbier, ein dunkles Kellerbier, ein obergäriges Weizenbier sowie eine saisonale Spezialität wie Mai- oder Weihnachtsbock. Der besondere Reiz wird sein, dass Gäste nicht nur beim Brauen zusehen, sondern sogar selber mit Hand anlegen können. Ab einer Menge von 200 Litern besteht die Möglichkeit, sein ganz persönliches Bier herzustellen, z.B. zu Jubiläen, Hochzeiten oder Feiern. Auch Brau-Seminare sind geplant.

Die Idee zu einer solchen Besucherbrauerei entstand vor einigen Jahren eher beiläufig und natürlich bei einem Glas Bier.

Das "kütt Hallenberger Bier" kommt zurück - region, region-wi-me-ha, hallenberg
Jörg Schütte und Jutta Pinzler       Foto: Rita Maurer

Jörg Schütte, der vor fünf Jahren mit seiner Frau Jutta Pinzler den direkt benachbarten Fachwerkhof gekauft, restauriert und zur inzwischen preisgekrönten Frühstückspension „Hof Hallenberg“ ausgebaut hat, entwickelte mit Vorbesitzer Richard Gamm aus Züschen den gemeinsamen Traum, ein richtig gutes, regionales und handwerklich von der Pike auf gebrautes Bier herzustellen. Mit dem Braumeister Peter Mesters aus Winterberg war schnell der richtige Fachmann gefunden und als zukünftiges Brauhaus das seit Jahrzehnten leerstehende Fachwerkhaus nebenan ins Auge gefasst.

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Die Besucherbrauerei liegt direkt neben dem denkmalpreisgekrönten Hof Hallenberg                             Foto: Rita Maurer

Regional, das ist das Stichwort für das künftige Hallenberger Bier: Es soll nicht nur in der Stadt an der Nuhne gebraut werden, auch die Zutaten kommen so weit wie möglich hierher. Ende März sind deshalb 175 Kilogramm Braugerste auf einem hauseigenen Acker am Ortsrand ausgesät worden.

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Im Märzen der Bauer……sät Gerste für sein Bier!          Foto: Rita Maurer

Landwirt Matthias Maurer und Agraringenieur Michael Wismer, ebenfalls beides Hallenberger, haben sich im Vorfeld ausführlich informiert und eine Gerstensorte ausgewählt, die das trockene Klima in der Medebacher Bucht ebenso wie Spätfröste vertragen kann, was ihr hoffentlich in den letzten Wochen zugute gekommen ist. Auch das Wasser stammt aus Hallenberg, genauer aus dem Tiefenbrunnen in der Struth. Eine Analyse hat ergeben, dass es optimal zum Brauen geeignet ist. Nur Hopfen und Hefe werden zugekauft.

Ganz regional: Wasser und Gerste kommen aus Hallenberg

Dieses regionale Konzept überzeugte auch die Leader-Region Hochsauerland, die das Projekt in die aktuelle Förderung aufnehmen will. Über den Sommer wird der in die Jahre gekommene Kuhstall komplett saniert, sobald alle Baugenehmigungen vorliegen. Die Brauanlage steht künftig auf dem ehemaligen Heuboden im ersten Stock und ist von draußen durch das geöffnete, angestrahlte Fachwerk sichtbar. Unten ist ein kleiner Laden angedacht, in dem das Hallenberger Bier probiert und gekauft werden kann.

Mit der Idee zu dieser Besucherbrauerei ist die Kreativität von Jörg Schütte, Richard Gamm und Peter Mesters aber noch lange nicht erschöpft. Ihnen schwebt außerdem ein Bier-Themenweg vor, in den u.a. das Eishäuschen, in dem früher Eisschollen für die Bierlagerung gekühlt wurden, oder der Burgplatz, auf dem künftig wie früher wieder Hopfen angebaut wird, mit einbezogen werden könnten.

Das "kütt Hallenberger Bier" kommt zurück - region, region-wi-me-ha, hallenbergVorrangiges Ziel ist nun jedoch, gegen Ende des Jahres das erste neuzeitliche Hallenberger Bier zu brauen. Der Stadtrat wird das mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen: Gemäß einer überlieferten Tradition ist das Hallenberger Bier erst dann so richtig gut, wenn sich die Ratsherren hineinsetzen und ihnen beim Aufstehen die biergetränkte Bank am verlängerten Rücken kleben bleibt…

Wissenswertes:

Seit mindestens 1543 ist in Hallenberg Bier gebraut worden. Das ist an sich nicht unüblich, das Hallenberger Bier war jedoch laut historischen Belegen weit über die StadtgrenDas "kütt Hallenberger Bier" kommt zurück - region, region-wi-me-ha, hallenbergzen hinaus für seine Qualität bekannt. So berichtet die örtliche Chronik von „fremden Biertrinkern, die oft stundenweit herkamen, um sich bei einem Glase Hallenberger Bier zu vergnügen“ und dass „das Temperament der Hallenberger aufgeräumt und munter“ sei.

Bürger mit einer speziellen Genehmigung waren berechtigt, im städtischen Brauhaus ihr Bier herzustellen.

Vermutlich um 1847 endete diese Tradition, an die auch ein Notgeldschein von 1921 erinnert. Das letzte Brauhaus in Hallenberg wurde 1961 abgerissen.

 

 

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